Von zwei Jungen, die zusammengehören

Hamburger Wintermärchen

Auch wenn es nicht so ausschaut: Marek und Jan waren und sind Freunde.	Foto: VA

Auch wenn es nicht so ausschaut: Marek und Jan waren und sind Freunde. Foto: VA

Wäre sie nicht wirklich passiert, böte diese Geschichte genug Stoff für Romanciers oder verkitschte Hollywood-Drehbücher: Zwei Jungen, Marek und Jan, wachsen zusammen in einer Kleinstadt bei Hamburg auf, besuchen die gleiche Grundschule und haben den gleichen Traum: Berühmt werden.

Am liebsten zusammen und am liebsten als Rockstars. Mit neun Jahren gründen sie ihre gemeinsame Band „Matsch“, mit zehn folgen die ersten Gigs im Schulhof. Als Instrumente dienen ihnen Papp-Gitarren und Persiltrommeln. Um sich E-Gitarren kaufen zu können, jobben sie als Komparsen in der Sesamstraße.

Ihre kritische und laute Musik spielen sie überall: Zu Hause im Keller, im Pausenhof, bei Schulfesten und in Jugendzentren. Es sind die frühen Achtziger Jahre, als schon Kinder offensichtlich eine Meinung hatten. Dann sind sie zwölf und zerstreiten sich. „Matsch“ ist Geschichte. Marek und Jan haben bald neue Freundeskreise, haben sich bald nichts mehr zu sagen und verlieren sich komplett aus den Augen.

Berühmt werden sie trotzdem. Jeder für sich und beide auf anderen Wegen. Der eine, Jan, wird Sänger der Rockgruppe „Selig“ und hat unter anderem mit dem Soundtrack zum Film „Knocking On Heavens Door“ großen Erfolg gefeiert - am Ruhm zerbricht er beinahe. Er zieht mit seiner Familie nach Schweden, kommt wieder zurück und rockt sofort wieder die Hallen. Der andere, Marek, geht nach New York, macht dies und das, versucht sich als Opernsänger, kehrt zurück nach Deutschland und wird das, was er nie werden wollte: Schauspieler.

Schnell gilt Marek Harloff als einer der erfolgreichsten jungen deutschen Bühnenkünstler (Rollen in „Der Schattenmann“ oder „Vergiss Amerika“). Die Neunziger Jahre bringen beiden Erfolg. Großen Erfolg. Und vielleicht hätten sich die beiden ehemaligen besten Freunde nie mehr wiedergesehen. Wenn nicht Ex-„Freundeskreis-Chef“ Max Herre irgendwann 2003 bei Jan Plewka anrief. Er war auf der Suche nach einem musikalischen Coach für einen Schauspieler.

Jan sagte zu, ohne zu wissen, dass der Schauspieler, na wer wohl, sein alter Freund Marek war. Und natürlich hat diese Geschichte auch ein Happyend: Jan und Mareks Freundschaft hat gehalten, trotz mehr als 20-jähriger Eiszeit. Und wie: Fortan sind sie wieder jede freie Minute zusammen, reden, albern herum und machen Musik. Das Ganze klingt so gut, dass sie beschließen, wieder eine gemeinsame Band zu gründen – TempEau. Marek, der Schauspieler, soll der Sänger sein. Und Jan, der Songwriter und Sänger, spielt Gitarre. Sie sind wieder bei ihren Wurzeln angekommen. Sie machen harte, ehrliche und energiegeladene Musik. Gemeinsam. Am Sonntag spielen TempEau in der Muffathalle, Zellstraße 4, auf. Karten sind noch vorhanden. Von Filippo Cataldo

Artikel vom 16.12.2004
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