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Frauenkirche als Messlatte: 200.000 Münchner haben abgestimmt, eine knappe Mehrheit will keine hohen Häuser
Bei 99 Metern ist Schluss
Kein neues Haus höher als die Frauenkirche. So lautete die Forderung der Hochhausgegner. Foto: Kollage ABC Fotosatz
OB Ude hat sich verrechnet und am Ende nur 99 Meter bekommen. Trotz kämpferischer Worte und einer am Ende breiten Koalition haben am vergangenen Sonntag 50,8 Prozent der Münchner Bürger beim Bürgerentscheid gegen den Bau von Häusern über 99 Meter Höhe gestimmt.
Für Ude und alle anderen Rathausparteien, den Deutschen Gewerkschaftsbund und die Wirtschaftsverbände ein mehr als enttäuschendes Ergebnis. „Scheiße, Scheiße, Scheiße“ war der spontanste und ehrlichste Kommentar – von der Münchner Baureferentin Christiane Thalgott, die jetzt einen Imageschaden für die Münchner befürchtet.
Alt-OB Georg Kronawitter dagegen lacht sich ins Fäustchen. Der Ziehvater, Parteifreund und Vorgänger von Christian Ude hat maßgeblich die Arbeit der Initiative „Unser München“ gesteuert, die die bisherige Münchner Skyline bewahren wollen.
Gemeinsam mit seinen Mitstreitern hatte er in den letzten Monaten gewettert, dass die Stadt ihre Identität und ihren Reiz verliere, wenn die Frauenkirche überragt werde. Entsprechend feierte Kronawitter seinen „unglaublich großen Erfolg für München“ und dankte allen Wählern, dass sie „Anteil genommen haben am Schicksal der Stadt und sich vom großen Geld nicht beeinflussen ließen“.
Und Geld war wahrlich im Spiel. Denn es ging beim Hochhaus-Entscheid nicht nur um eine theoretische Frage, die Bürger entschieden sich auch gegen den geplanten Bau der Konzernzentralen von „Siemens“ und „Süddeutschem Verlag“ (SV). Die beiden Münchner Unternehmen wollten Millionensummen in Häuser im dreistelligen Meterbereich investieren – und müssen jetzt umplanen. Denn klar ist: „Siemens ist hiervon direkt betroffen“, so Pressesprecher Karlheinz Groebner. Zwar respektiere man das Votum der Bürger, aber in Eintracht mit seinem Kollegen Sebastian Berger vom SV gesteht er: „So wie geplant geht’s jetzt nicht.“ Doch ganz so „fatal“ wie die Rathaus-Politiker sind Siemens und SV nicht: „Wir bedauern den Ausgang natürlich – aber mussten ihn einberechnen“, sagt etwa Berger. Dass jetzt allerdings einfach ein knappes Drittel des eigentlich 145 Meter hohen Turmes in Steinhausen abgeschnitten wird, ist eher unwahrscheinlich. Der Verlag wird sich wohl einen neuen Standort suchen mit Platz für zwei niedrige Häuser, „als Traditionsunternehmen aber innerhalb der Stadtgrenzen“, versichert Berger.
Und nicht nur Ude glaubt, dass die schwierige Fragestellung die Wähler verwirrt hat, auch der SV spricht vom „Pech, dass wir da hineingeraten sind“. Schließlich sollte der Turm ja im Münchner Osten stehen, da wo die Stadt schon fast zu Ende ist und weit und breit kein Berg am Horizont zu sehen ist.
Und deshalb glaubt Berger, „dass es anders ausgegangen wäre, wenn nur über unser Haus entschieden worden wäre.“ Die beiden Siemens-Spargel hätten im Süden errichtet werden sollen und damit vielleicht ein wenig eine der viel beschworenen Sichtachsen behindert. Aber auch ihre dreijährige Planungsphase war vorerst vergebens – und damit werden „München einige hundert Millionen Euro an Investitionen fehlen“, schimpft Ude.
Er will jetzt zeitnah mit den beiden Unternehmen nach Lösungen suchen – welche das sein können, ist unklar. Denn obwohl der Bürgerentscheid rechtlich nur ein Jahr bindend ist, fühlt sich Ude politisch länger an das Votum gebunden.
Fest steht allerdings, dass die SPD-Fraktion im Sommer einen möglichen Ausweg aus dem Debakel abgelehnt hat: Die CSU hatte Ende August vorgeschlagen, ein zweites Begehren zur Abstimmung zu stellen – ausgehend vom Stadtrat und pro Hochhaus.
Das hätte zwar möglicherweise einige Auszählungsprobleme mit sich gebracht, aber auch die Wahl letzten Sonntag war ja nicht ganz einfach, zumindest für den Wähler. Und so rät CSU-Chef Hans Podiuk dem Oberbürgermeister: „Initiativen und Argumente der Opposition nicht mit einem Federstreich vom Tisch zu wischen! Sie haben die Weisheit nicht gepachtet.“ Von Maximilian Hägler
Artikel vom 25.11.2004Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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