Im Schwabinger Krankenhaus öffnete Münchens erste »First Love Ambulanz«

Dr. Sommer – in echt

Am Dienstag wurde im Schwabinger Krankenhaus die erste »First Love Ambulanz« vorgestellt: Auch Boxweltmeisterin Regina Halmich (li.) war da. Foto: ks

Am Dienstag wurde im Schwabinger Krankenhaus die erste »First Love Ambulanz« vorgestellt: Auch Boxweltmeisterin Regina Halmich (li.) war da. Foto: ks

Schwabing · Pickel, Petting und mehr – gerade die Pubertät stellt in der Entwicklung Jugendlicher eine einschneidende Rolle dar. Um so wichtiger erscheint es in Zeiten, in denen allein 2003 780 Teenager in Bayern schwanger wurden, Jugendliche gezielter zu informieren. Denn trotz frühzeitigem Aufklärungsunterricht in den Schulen scheint da noch einiger Nachholbedarf.

Deshalb eröffnete am vergangenen Dienstag die erste »First Love Ambulanz« im Schwabinger Krankenhaus. Hier sollen ab sofort, immer dienstags von 14 bis 18 Uhr, alle Probleme die Jugendliche mit dem Thema Sexualität haben, gelöst werden.

Schirmherrin der ambulanten Einrichtung ist Bürgermeisterin Gertraud Burkert: »Es gibt kaum Ansprechpartner für Jugendliche. Denn oftmals verweigern sich die Eltern und wollen über dieses Thema nicht sprechen«, schildert sie. Aus dieser Unwissenheit resultiere häufig eine Schwangerschaft: »Die Zahl der 14-jährigen Mütter hat sich verdoppelt.

Wir stehen im weltweiten Vergleich auf selber Höhe mit Rumänien. Das muss schleunigst geändert werden«, fordert Frauenarzt Dr. Nikolaus Weissenrieder. Mit dieser Meinung war er nicht allein, auch Gynäkologin Prof. Dr. Dr. Elisabeth Merkle sieht die Probleme in der mangelnden Aufklärung: »25 Prozent aller Jugendlichen wissen nicht, dass man bereits beim ersten Mal schwanger werden kann«, erklärt sie.

Doch nicht nur die Schwangerschaft ist ein Thema, sondern auch die steigende Zahl der Schwangerschaftsabbrüche: »Allein im Jahr 2003 gab es 7.645 Abbrüche bei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren«, klagt Merkle.

Zur besseren Information hat Merkle deshalb eine eigene Teenager-Sprechstunde eingerichtet, in der sie gezielt über Verhütungsmöglichkeiten informiert. Dies schien auch nötig, zumal bei der Eröffnung in kleinen Einspielfilmen Jugendliche präsentiert wurden, die das Wort Diaphragma weder schon einmal gehört hatten, noch richtig aussprechen konnten. An Popularität hat hingegen in letzter Zeit der sogenannte Nuvaring gewonnen: »Dieser muss nur alle drei Monate erneuert werden und diesen Termin kann man sich per SMS schicken lassen. Das kommt auf dem Schulhof besonders gut an«, weiß Merkle.

Doch die First Love Ambulanz hat nicht nur eine berühmte Schirmherrin, sondern auch eine beliebte Patin. Die Boxweltmeisterin Regina Halmich war, auf der Suche nach ihrem optimalen Verhütungsmittel, auf die Einrichtung gestoßen: »Ich selbst bevorzuge auch den Verhütungsring, aber das muss jeder selbst entscheiden. Den Jugendlichen muss einfach die Angst vor dem Tabuthema Sexualität genommen werden.«

Wie auch Verhütung bekanntermaßen nicht nur Frauensache ist, sind nicht nur jugendliche Mädchen ab sofort eingeladen sich vom Fachpersonal beraten und auf Wunsch auch untersuchen zu lassen.

Auch Jungs können sich mit ihren Fragen an die Love-Ambulanz wenden: »Wenn die Jugendlichen möchten, werden die Eltern nicht informiert. Die Untersuchungen sind zudem kostenlos«, erklärt Weissenrieder.

Weitere Informationen unter www.firstlove-ambulanz.de.

Kathrin Schubert

Artikel vom 25.11.2004
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