Maxvorstädter sauer: Ab 12. Dezember gibt es keine Museumslinie mehr

»Kulturachse gekappt«

Im nächsten Jahr wird der Brandhorst-Bau begonnen. Die Museumslinie wird es dann aber schon nicht mehr geben – sehr zum Ärger der Maxvorstädter. Die MVG verteidigt jedoch ihre Pläne.	Simulation: Baureferat

Im nächsten Jahr wird der Brandhorst-Bau begonnen. Die Museumslinie wird es dann aber schon nicht mehr geben – sehr zum Ärger der Maxvorstädter. Die MVG verteidigt jedoch ihre Pläne. Simulation: Baureferat

Maxvorstadt · Erhitzte Gesichter, empörte Senioren und Vertreter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in der Defensive – auf der Bürgerversammlung des BA 3 - Maxvorstadt am vergangenen Donnerstag sorgte besonders das »Projekt Topbus« für erhitzte Gemüter.

Die Auftrennung der Museumslinie 53 in zwei neue Linien sorgt für verhärtete Fronten zwischen Bürgern und Stadt. »Wir stehen vor einem Scherbenhaufen«, sagte der BA-Vorsitzende Klaus Bäumler auf der Versammlung.

Ab dem 12. Dezember wird es, wie berichtet, die Linie 53 nicht mehr geben. Stattdessen wird die Linie 154 vom Nordbad über die Schellingstraße Richtung Arabellapark mit Endstation Bruno-Walther-Ring führen.

Die Strecke Odeonsplatz-Ostbahnhof wird von der neuen Linie A100 bedient. Die Verbindung zwischen Universität und Odeonsplatz wird damit gekappt. Allerdings wird sie laut Erhebungen der MVG ohnehin kaum genutzt. »Die meisten Fahrgäste steigen an diesen Haltestellen in die U-Bahn um«, erklärt Stadtwerke-Sprecher Christian Miehling.

Gerade für Studenten stelle die Neuerung einen Vorteil dar. Tatsächlich werden künftig die Institute im Englischen Garten vom Hauptgebäude der Universität aus nun direkt erreichbar sein, ohne dass ein Umsteigen an der Münchner Freiheit mehr erforderlich ist. Doch die älteren Anwohner der Maxvorstadt ärgern sich über die neuen Busfahrpläne. »Diese Änderung ist eine Missachtung des Bürgerwillens«, sagte dann auch Gottfried Menzel, der Vorsitzende des örtlichen Seniorenverbands, auf der Versammlung. Sein Antrag, die Linie 53 unverändert zu belassen, wurde mit großer Mehrheit angenommen.

»Ich weiß, dass der Antrag jetzt erst mal nichts bewirken kann«, gibt Klaus Bäumler zu. »Aber er ist ein Zeichen, dass wir an der Diskussion dranbleiben.« Er kritisiert vor allem, dass es ab Mitte Dezember keine echte Museumslinie mehr geben wird. »Die Kulturachse Prinzregentenstraße wird vom Museumsviertel in der Maxvorstadt abgeschnitten. Das ist ein großer Verlust für die Kulturstadt München.« Für Tausende Besucher, die jedes Jahr in die Pinakotheken kämen, sei dies denkbar ungünstig.

So würden nicht nur Senioren, sondern eben auch Touristen in der Maxvorstadt belastet. Die MVG beteuert zwar, bereits vor zwei Jahren an die Bezirksausschüsse herangetreten zu sein, um die Planungen vorzubereiten. Doch Bäumler wiegelt ab: »Da fand keinerlei Zusammenarbeit statt. Die MVG war Argumenten nicht zugänglich. Als sie mit den Plänen zu uns kamen, war eigentlich alles schon fix.«

Das Museumsviertel wird zwar bis auf Weiteres ohne die Linie 53 dastehen, dafür gewinnt es einen neuen Tempel der Kunst dazu. Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten zum Brandhorst-Bau beginnen. Die Sammlung besteht aus Werken der bedeutendsten Künstler der Moderne – zum Beispiel Cy Twombly, Pablo Picasso oder Andy Warhol.

Darüber freut sich auch Bäumler. Zwar begeistert ihn das geplante Gebäude nicht besonders. »Der Entwurf der Konkurrenz hätte mir besser gefallen, er hätte einen ganz einmaligen Akzent gesetzt. Aber die Stadt hat sich eben dagegen entschieden.« Doch das, was in dem wenig attraktiven Haus stehen soll, gefällt ihm natürlich schon. »Das Museum wird in jedem Fall eine schöne Erweiterung des bestehenden Angebots darstellen«, meint Bäumler.

Und das kulturelle Angebot des Viertels soll noch weiter wachsen. Ein Dokumentationszentrum zum Thema Nationalsozialismus in München soll in der Nähe des Königsplatzes entstehen. Wo genau, ist noch unklar. Bäumler nennt als möglichen Standort das Leibniz Rechenzentrum in der Barerstraße 23. Das ist zwar noch nicht fertig gestellt, wird aber frei, da das LRZ aus Platzmangel nach Gauting umzieht. Außerdem wird der Neubau des Zentrums diskutiert.

Das allerdings würde zu einer großen zeitlichen Verschiebung führen. Denn bisher steht nur fest, dass das Dokuzentrum entstehen soll. »Diese Stadt war die Keimzelle des Nationalsozialismus, das muss man den Leuten auch vor Augen führen«, erklärt der BA-Vorsitzende den rund 200 versammelten Bürgern die Notwendigkeit für das Zentrum. Bis dahin ist der Weg allerdings vermutlich noch recht weit. Immerhin gibt es derzeit weder ein Kuratorium noch ein Planungsgremium.

Diese werden erst Anfang 2005 gebildet. Völlig offen ist auch noch die Finanzierung des Zentrums. Sicher ist lediglich, dass sich Stadt und Freistaat die Trägerschaft teilen. Meredith Haaf

Artikel vom 18.11.2004
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