Zwei Monate ist die Punktspielrunde alt – eine Zwischenbilanz

Wie sieht’s aus beim EHC?

Manchmal nur laut, wenn Tore fallen - die Münchner Fans

Manchmal nur laut, wenn Tore fallen - die Münchner Fans

„Sensationsaufsteiger“, „Play-Off-Halbfinalist“, „Überraschungsmannschaft“. Im vergangenen Jahr wurden regelmäßig solche und ähnliche Begriffe verwendet, um die Leistungen des EHC München zu beschreiben. Der Bonus des Aufsteigers und der Überraschungsmannschaft ist in diesem Jahr allerdings weg, mittlerweile gilt der EHC bei den meisten Trainern der Liga als Favorit für den Aufstieg in die 2. Liga. Nach 15 von 40 Spieltagen in der Oberliga Süd läuft jedenfalls alles nach Plan, der EHC ist seit dem zweiten Spieltag Tabellenführer.

Doch wie sieht es abseits der Zahlen aus? Wer ist Leistungsträger, wo besteht Handlungsbedarf? Filippo Cataldo hat einen kritischen Blick auf den Münchner Oberligisten geworfen:

Die Goalies: Joey Vollmer ist der sicherste Rückhalt der Liga und hielt einige Male den Sieg für seine Mannschaft fest. In elf Spielen kassierte er durchschnittlich 2,17 Gegentreffer, damit ist er auch statistisch gesehen der beste Stamm-Goalie der Oberliga. Doch unfehlbar ist auch Vollmer nicht: Bei der 5:7-Niederlage gegen Klostersee erwischte er einen rabenschwarzen Tag. Besser als von vielen Fans behauptet, ist Kevin Kühnhackl. Der Back-Up kam in vier Spielen zum Einsatz, als Vollmer verletzt war. Zwar musste er 15 Gegentreffer hinnehmen, doch an vielen Toren war er schuldlos. Mittlerweile hat sich auch der zu Saisonbeginn sehnlichste Wunsch von EHC-Coach Schorsch Kink erfüllt – der EHC hat einen dritten Torhüter verpflichtet. Dennis Hipke (22) hatte zwar bisher noch keine Eiszeit, aber beim Vorgängerclub Neuwied hat er bereits gezeigt, dass er Oberliga-Niveau hat. Genau so wie Vollmer war er in dieser Saison auch schon für den DEL-Verein ERC Ingolstadt im Aufgebot.

Die Verteidiger: Mit sieben Verteidigern ist der EHC in die Saison gestartet, die vor allem in der heimischen Halle auch stets konstant gute Leistungen gebracht haben. Neuzugang Mike Burman hat sich als die gewünschte Verstärkung entpuppt: Ausgestattet mit einer oft genialen Spielübersicht und guter Stocktechnik ist er meist der Kopf der Mannschaft. Wenn er von der blauen Linie zum Schuss ausholt, zittern alle Gegner. Mit sechs Toren und zehn Vorlagen der erfolgreichste Verteidiger der Liga. Mit einem ähnlich starken Schuss gesegnet ist auch Thomas Vogl – sieben Tore und vier Vorlagen sprechen für ihn. Alex Wedl ist mit 35 Jahren der Oldie der Mannschaft. Dass er den EHC schon im Dezember in Richtung Landsberg verlassen wird, erwies sich als Ente: „In zwei Wochen spiele ich wieder. Für den EHC“, sagte er nach dem letzten Heimspiel gegen Riessersee. Als Investition in die Zukunft ist die Verpflichtung des jungen Tschechen Pavel Hanke (20) zu bewerten. Hanke, der auch einen deutschen Pass besitzt, soll behutsam aufgebaut werden.

Die Stürmer: Mit 65 erzielten Toren hat der EHC den erfolgreichsten Sturm der Liga. Trotzdem ist kein EHC-Stürmer ganz vorne in der Liga- Statistik dabei. Je 20 Scorer-Punkte, und damit die Führung in der mannschaftsinternen Tabelle, erzielten bisher US-Boy Tim Leahy, der aber noch nicht die Form wie in den letztjährigen Playoffs hat, und der derzeit überragende Ron Newhook. Die Überraschung im Angriff ist der quirlige und immer anspielbare Tranier-Filius Schorschie Kink. Oft neben sich stehend wirkt dagegen der beste Torschütze des letzten Jahres, Peter Brearley (erst sechs Tore).

Der Trainer: Schorsch Kink kann intern durchaus laut werden, in der Öffentlichkeit aber nimmt er seine Spieler immer in Schutz. Als die Kritik der Fans ob der nicht immer ansehnlichen Spielweise des EHC langsam überhand nahm, kam er mit einem handfesten Argument: „Wer meint, dass wir pomadig spielen, soll in die Kabine kommen und sich ansehen, wie die Jungs aussehen nach dem Spiel!“ Aus disziplinarischen Gründen ließ er mitten in der sportlichen „Mini-Krise“ drei Spiele lang nur mit drei Reihen stürmen. Die Spieler scheinen die Message verstanden zu haben: Seitdem schießt die Mannschaft wieder richtig viele Tore. Ein Glücksfall für den Verein.

Die Fans: Manchmal noch etwas leise, aber langsam scheinen auch die Fans des EHC besser in die Saison zu kommen. Nachdem der Zuschauerschnitt in den ersten Spielen, gegen – zugegeben – unattraktive Gegner, recht niedrig war, waren in den letzten zwei Heimspielen deutlich mehr als 2000 Zuschauer in die Halle. Und der Erzfeind Rosenheim kommt ja noch...

Artikel vom 16.11.2004
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