Lenz’ »Die Zeit der Schuldlosen« in Daglfing zu sehen

Theater zum Schulabschluss

Daglfing · Andere fahren zum Schulabschluss nach Rom oder Berlin. Die 34 Schüler der 12. Klasse der Rudolf-Steiner-Schule in Daglfing bringen ein gemeinsames Theaterprojekt auf die Bühne: »Die Zeit der Schuldlosen« von Siegfried Lenz ist am 11., 12. und 13. November, immer um 19.30 Uhr, in der Schule, Max-Proebstl-Straße 7, zu sehen.

Jeder kann kommen, der Eintritt ist frei. Siegfried Lenz gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. 1962 schrieb er sein Schauspiel »Zeit der Schuldlosen«. Eine Gruppe von Untergrundkämpfern verübt ein Attentat auf den Gouverneur einer Diktatur, doch der Anschlag misslingt, und einer der Männer wird verhaftet.

Um aus ihm die Namen der Mittäter herauszupressen, lässt der Gouverneur neun unschuldige Bürger verhaften und mit dem Attentäter in eine Zelle sperren. Sie sollen erst freikommen, wenn sie die Namen der Komplizen aus dem Aufständischen herausgebracht haben. Doch der Mann widersteht allen Folterungen und Beschwörungen durch seine Mithäftlinge.

Schließlich steigert sich deren Hass so sehr, dass einer von ihnen tut, was alle gerne getan hätten – er tötet des Nachts den Attentäter. Daraufhin kommen die Männer frei. Jahre später wird das Land von der Diktatur befreit, und die neun Männer haben sich zu verantworten. Sie sollen unter sich ermitteln, wer der Mörder ist...

Zwar hat das gesellschaftkritische Stück, das die Schüler selbst ausgewählt haben, nicht so viele Rollen, trotzdem sind alle 34 Schüler voll involviert. Der Clou: Jede Rolle ist sowohl mit einem Mädchen als auch mit einem Jungen besetzt. »Wir spielen eine Aufführung mit einer reinen Frauenbesetzung, eine mit einer reinen Männerbesetzung und eine gemischt. So haben fast alle Schüler eine Rolle, außerdem haben wir zwei Souffleusen und zwei Regieassistentinnen. Zusätzlich kümmern wir uns alle um Kostüme, Maske, Bühnenbild und Öffentlichkeitsarbeit«, erzählt Anna Sanden. Seit September laufen die Proben, seit Beginn der Herbstferien acht bis zehn Stunden pro Tag. Gleichzeitig wird an den Requisiten gearbeitet.

»Ich halte das Stück für sehr aktuell, denn manche glauben, dass sie durch Unbeteiligkeit ihr Gewissen rein halten können«, findet Anna. Aber das sei keine Lösung, denn jeder sollte handeln, wenn er dadurch etwas Gutes bewirken könnte, selbst im kleinen Rahmen. ms

Artikel vom 10.11.2004
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