Die Fröttmaninger Heide soll zum „Nordpark“ gewandelt werden

Schafe statt Panzer

Gerade die Wechselkröte – ein überaus seltenes Geschöpf – springt gerne durch die Tümpel des Militärgeländes. Foto: ökokart / BUND

Gerade die Wechselkröte – ein überaus seltenes Geschöpf – springt gerne durch die Tümpel des Militärgeländes. Foto: ökokart / BUND

Bis vor kurzem rollten noch Panzer über den Kalkmagerrasen und robbten Soldaten durch das Weideland zwischen Autobahn, Panzerwiese und Stadtrand. Jetzt soll der ehemalige Standortübungsplatz Fröttmaninger Heide der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und in einen „Nordpark“ umgewandelt werden.

So wollen es zumindest der Münchner Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer (CSU) und die bundeseigene GmbH „gebb“, die mit der Entwicklung und die Verwaltung von militärischen Liegenschaften betraut ist. Im Oktober teilte die „gebb“ mit, dass „die Gesamtfläche im südlichen Bereich nach Entwidmung noch im ersten Halbjahr 2005 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden kann“. Damit wäre zumindest von Seiten des Verkäufers, also des Bundes, der Weg frei für den „Nordpark“.

Und so ist Singhammer zuversichtlich: „Damit hat sich der jahrelange Einsatz der CSU für den Nordpark gelohnt. Jetzt gilt es für alle Münchner den ehemaligen Truppenübungsplatz Fröttmaninger Heide so rasch wie nur irgend möglich als Kern eines großen Nordparks nutzbar zu machen.“

Doch das kostet Geld. Und weil die städtischen Kassen mehr als leer sind, hält sich das Interesse der Stadt am Ankauf dieser umfangreichen Grünfläche in Grenzen. Zwar haben bereits einige Gespräche mit der „gebb“ stattgefunden, an denen das Kommunalreferat, das Baureferat und das Planungsreferat beteiligt waren. „Doch das wird im Moment nicht weitergeführt“, erklärt Silke Pesik, Sprecherin des Kommunalreferats. Die Finanzierung sei noch nicht gesichert, dazu sei eine klare Entscheidung von Seiten der Ressorts Bau und Planung notwendig und grünes Licht vom Stadtrat.

Auch ihr Kollege Günter Suska aus dem Planungsreferat glaubt nicht, dass der „Nordpark“ im ersten Halbjahr 2005 Realität wird - zumindest nicht als städtisches Grundstück: „Das hat nicht den großen Stellenwert.“ Für das Planungsreferat ist die Fröttmaninger Heide zwar eine „sehr hochwertige Freifläche“, gleichzeitig weist Suska darauf hin, dass man sich „auch Probleme einkauft - keine Ahnung, was auf dem alten Sprengplatz dort alles rumliegt.“

Sicher ist immerhin, dass die Fröttmaninger Heide ein einmaliges Naturgebiet ist, dass auch an die EU als schützenswertes Gebiet gemeldet ist. Der artenreiche, inzwischen großteils von Schafen beweidete Kalkmagerrasen mit der angrenzenden Panzerwiese und der Garchinger Heide beherbergt etwa Wechselkröten, Fasane, Turmfalken, Mäusebussarde und Zauneidechsen. Auch mehrere Dutzend Tagfalterarten haben in einer der größten zusammenhängenden Grasheiden Mitteleuropas ihre Heimat.

Auf den ersten Blick schwer verständlich, aber gerade das Militär trug dazu bei, dass die Natur so vielfältig gedeihen konnte. „Durch die Panzer entstanden wechselfeuchte Mulden und Tümpel und schufen so ein seltenes Rückzugsgebiet für die Wechselkröte“, erläutert Christine Markgraf vom Bund Naturschutz die Bedeutung der Heide. Aus ökologischem Standpunkt ist es deswegen auch nicht wirklich begrüßenswert, dass die Bundeswehr das Gelände abgibt: „Wenn die Panzer weg sind, sind die Tümpel weg, also die Lebensräume für viele bedrohte Tiere“, so Markgraf.

Und auch die Beweidung durch Schafe ist wichtig, damit der Boden seine Eigenart behält. Aber gerade hier könnte sich künftig ein Streitpunkt mit Erholungssuchenden und Hundebesitzern entwickeln. Denn gerade Schafe und Hunde vertragen sich gar nicht - die Frage ist, ob der notwendige Einklang hergestellt werden kann. Für den Bund Naturschutz jedenfalls kann das funktionieren: „Wir sagen nicht, dass die Menschen nicht auf die Heide dürfen, aber man muss halt gemeinsame Regeln und Wege entwickeln.“ Von Maximilian Hägler

Artikel vom 04.11.2004
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...