Japanisches Kunstduo in der Pinakothek

Am Ende des Regenbogens

»Deeper than a puddle«.	Foto: Pinakothek

»Deeper than a puddle«. Foto: Pinakothek

Maxvorstadt · »Over the Rainbow«, der wohl berühmteste Song aus dem Hollywood-Filmklassiker »The Wizard of Oz« (1939, mit Judy Garland in der Hauptrolle) steht Pate für ein ungewöhnliches Projekt der beiden japanischen Künstler Yoshitomo Nara (*1959) und Hiroshi Sugito (*1970).

Freunde seit vielen Jahren, haben sie im Sommer 2004 ihre Ateliers in Nagoya und Tokio gegen ein gemeinsames Studio vertauscht, um einen neuen malerischen Ansatz zu erproben: Im Gastatelier der Österreichischen Galerie Belvedere im Augarten in Wien entstand eine Gruppe von rund 35 Gemeinschaftsbildern, in denen die formal höchst eigenständigen künstlerischen Ansätze von Nara und Sugito zu einer überraschenden Synthese gelangen,

Die für Nara typischen chiffrehaften Bilder kindlicher Gestalten verschränken sich mit den subtilen Tönen der lyrischen Raum- und Landschaftsmalerei von Sugito. Zur metaphorischen Identifikationsfigur auf dieser künstlerischen Expedition ist das Mädchen Dorothy aus »The Wizard of Oz« geworden – als Reisende, Erfahrungen, Sammelnde und Erkennende. Das Ergebnis ist derzeit in der Pinakothek der Moderne, Barer Straße, zu sehen (ab 10. November 2004 bis 13. Februar 2005).

Yoshitomo Nara, der nach seinem Studium in Japan an der Düsseldorfer Kunstakademie bei A.R. Penck und Michael Buthe studiert hat, entwickelte sich zum Urheber einer kürzelhaften, figurativen Bildsprache, deren Motive hauptsächlich um den Themenkomplex Kindheit, Erziehung und Rebellen kreisen. Seine Arbeiten führen in ein zunächst harmlos und naiv erscheinendes Reich der Phantasie. Im Gewand von Comic, Kinderbuchillustration und Spielzeugpuppen vermitteln die kleinen, oft grimmig dreinblickenden Figuren das Nebeneinander von heiler Welt und Abgrund.

Gelegentlich sind den kulleräugigen Gestalten Sprechblasen beigegeben, die – leer oder mit Gestammel gefüllt – deren Sehnsüchte, Ängste und Verlassenheit betonen. Mit den zahlreichen ins Bild gesetzten Verletzungen, Verpflasterungen und Bandagen wirken die immer in Vereinzelung dargestellten Figuren als Repräsentanten einer als extrem bedrohlich empfundenen Welt.

Artikel vom 04.11.2004
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