Berg-am-Laim-Kalender 2005: Fest-Geschichte des Stadtteils aus 100 Jahren

Freibier und Freifahrten

Fasching 1963: »Feste und Feiern in Berg am Laim« widmet sich der Kalender 2005 von Erich Kasberger (li.) und Helmut Kolmeder.  Foto: ms, Kalender

Fasching 1963: »Feste und Feiern in Berg am Laim« widmet sich der Kalender 2005 von Erich Kasberger (li.) und Helmut Kolmeder. Foto: ms, Kalender

Berg am Laim · Die Kinder hatten schulfrei, die Mädls trugen ihr weißes Kommunionkleid und die ganze Familie durfte kostenlos zum Ostbahnhof fahren. Auf kaum eine Feier hatten die Berg am Laimer so gewartet, wie auf die Einweihung der Trambahnlinie. Am 15. September 1926 fuhr damit zum ersten Mal eine Tram in der Wendeschleife an der Baumkirchner Straße – nach der Eingemeindung 1913 der langersehnte Anschluss an den Fortschritt, den es in München seit 50 Jahren gab.

Ein echter Festtag also für Berg am Laim und Thema des Berg-am-Laim-Kalenders 2005 (erhältlich in Berg am Laimer Geschäften).

Zum neunzehnten Mal haben Helmut Kolmeder und Erich Kasberger in bewährter Manier historische Fotos aus der Geschichte des Stadtteils ausgegraben und mit informativ-nachdenklichen Texten versehen. Anlässe zum Feiern gab und gibt es viele: private, kirchliche und offizielle Festakte. Anfang des 20. Jahrhunderts waren das in Berg am Laim vor allem Fronleichnams- und Bruderschaftsprozessionen, bei denen sich die Vereine präsentierten und sich die dörfliche Rangordnung ablesen ließ. Dabei durfte auch der Kirchenchor Berg am Laim oder der Katholische Jugendverein nicht fehlen.

Wie die kirchlichen bedienen sich auch offizielle Festakte zahlreicher Rituale, und Politiker geben sich dabei gern volksnah: wie Oberbürgermeister Thomas Wimmer, der 1955 das »Rimini von Berg am Laim«, das Michaelibad, eröffnete. Oder 1999, als zur Einweihung der U-Bahn-Linie 2 an der Else-Rosenfeld-Straße sogar der damalige Bundesverkehrsminister Franz Müntefering erschienen war – neben Tausenden von Bürgern, die bei Freibier und Freifahrten die neue Messelinie zelebrierten.

Der Kalender erinnert aber auch an zwei Feste mit seltsamem Beigeschmack, die 1942 im Jüdischen Sammellager in Berg am Laim fast zeitgleich stattfanden: das der Gestapo und das der Menschen, die angesichts eines ungewissen Schicksals Abschied feierten. Monat für Monat wird so ein Bild aus 100 Jahren Berg am Laim lebendig und nebenbei die gesellschaftliche Bedeutung des Feierns im Wandel der Zeit deutlich.

Artikel vom 02.11.2004
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