Nur Laubsammeln hilft: Aktionswoche zum Schutz der Kastanienbäume

Kampf der Miniermotte

Mit Feuereifer sammeln die Kinder von der 3a der Grundschule an der Lehrer-Wirth-Straße Kastanienlaub. Das verhindert, dass die Bäume nächstes Jahr wegen Miniermottenbefall verfrüht ihre schönen Blätter abwerfen.	Foto: ms

Mit Feuereifer sammeln die Kinder von der 3a der Grundschule an der Lehrer-Wirth-Straße Kastanienlaub. Das verhindert, dass die Bäume nächstes Jahr wegen Miniermottenbefall verfrüht ihre schönen Blätter abwerfen. Foto: ms

Messestadt Riem · Bier und Breze unter kahlen Baumriesen, lauschige Spaziergänge vorbei an entlaubten Alleen. Seit Mitte der 90er Jahre wird Münchens beliebtester Biergartenbaum, die Rosskastanie, von einem bis dahin in der Landeshauptstadt unbekannten Schädling befallen: die Minier-Motte.

Der goldfarbene, nur fünf Millimeter große Kleinschmetterling, der von Mazedonien über Mittel- und Osteuropa nach Süddeutschland eingewandert ist, schätzt weniger die rotblühenden Kastanien, sondern vor allem die weiß blühenden Exemplare, die in München häufigste Kastanienart. Sind die Ränder ihrer fächerartigen Riesenblätter bräunlich gekräuselt und steht der Baum schon im Juli »nackert« da, ist klar: der Kastanienkiller ist am Werk.

Weil gegen die Plage bisher kein Kraut gewachsen ist, will das Gartenbaureferat im Auftrag des Stadtrats nun vehement durchgreifen. In Zusammenarbeit mit dem Schulreferat findet diese Woche erstmals die Aktion »Hilfe für Kastanienbäume« statt. Schüler von mehr als 30 Münchner Schulen sammeln Kastanienlaub und füllen sie in Säcke ab. Darunter die Kinder der Grundschule an der Lehrer-Wirth-Straße 31. Das möglichst vollständige Einsammeln des Kastanienlaubes im Herbst bleibt als Methode der Miniermotten-Bekämpfung vorerst unschlagbar.

Denn das Insekt legt seine Eier auf die Oberseite der Kastanienblätter ab. Nach etwa zwei bis drei Wochen schlüpfen die Larven. Sie ernähren sich vom Gewebe der Blätter, indem sie sich in den Blättern Bohrgänge vorwärtsfressen. Bei starkem Befall sterben die Blätter ab und werden oft schon Ende Juli vorzeitig abgeworfen. Dadurch verlieren die Bäume ihre Funktion als Sauerstofflieferanten, als Schattenspender und sehen einfach unschön aus.

Die Puppen des Schädlings fallen mit dem Laub zu Boden und überwintern dort, um im nächsten Frühjahr die Kastanien von neuem zu befallen. Konsequentes Sammeln, Entfernen und Entsorgen des Laubes ist bisher die einfachste und wirksamste Methode zur Verminderung des Befalls mit Miniermotten. Im Rahmen des EU-Projekts »Controcam« (Control of Cameraria) untersuchen aber Wissenschaftler in ganz Europa Möglichkeiten, dem renitenten Schädling auf den Chitinpanzer zu rücken.

Bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist, kann jeder den Kampf der Miniermotte unterstützen, indem er auf privaten Flächen das Laub der weißblühenden Kastanie sorgfältig sammelt und über die Biotonne oder auf einem der zwölf städtischen Wertstoffhöfe entsorgt. Dort können pro Münchner Haushalt täglich kostenlos bis zu einem Kubikmeter Gartenabfälle abgegeben werden.

Durch die bei Großkompostieranlagen entstehenden hohen Temperaturen von über 55 Grad werden die Puppen abgetötet. Im Privatgarten hilft es, wenn das Laub mit einer mindestens fünf- bis zehn Zentimeter dicken Erdschicht bedeckt wird. Nach der Aktion diesen Herbst will die Stadt dann im kommenden Jahr im Vergleich zu »unbehandelten« Bäumen festellen, ob das Sammeln gegen die minierende Motte geholfen hat. Michaela Schmid

Artikel vom 27.10.2004
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