Der EHC feiert gegen Miesbach seinen höchsten Saisonsieg

Die Tormaschine rollt wieder

München ist eine Medienstadt. Nicht zuletzt deswegen ist der „Druck der Öffentlichkeit“ auf die Sportvereine sehr groß in München. Die Verantwortlichen des EHC München können davon ein Lied singen. Nicht nur, dass vom Eishockey-Oberligisten der Aufstieg gefordert wird, nein, das ganze müsste auch noch so schnell wie möglich und noch dazu mit den besten Spielern und dem schönsten Eishockey geschehen.

Fehler werden kaum verziehen. Nicht in München: Bevor die aktuelle Oberligasaison überhaupt begonnen hatte, stritten sich Fans und Medien darüber, ob der EHC ein Torwartproblem habe. Zugegeben, die Diskussion wurde vom EHC-Coach Schorsch Kink zum Teil selbst angefacht, als dieser vom Verein einen oberligatauglichen dritten Torhüter forderte, der den etatmäßigen EHC-Goalie Joey Vollmer und dessen Backup Kevin Kühnhackl unterstützen sollte. Doch bevor Kühnhackl auch nur eine Minute auf dem Eis stand, wurde Letzterem schon munter die Oberliga-Tauglichkeit abgesprochen. Und auch Schorsch Kink selbst ist mittlerweile nicht mehr sicher vor Kritik: Nach der klaren ersten Saisonniederlage in Riessersee (6:2) am letzten Sonntag und dem unglücklichen Punktverlust gegen Peiting am vergangenen Freitag (3:2 nach Verlängerung), forderten die ersten Fans im Fan-Forum des EHC München bereits eine Trainerdiskussion. Wohlgemerkt: Der EHC war zu dem Zeitpunkt Tabellenführer und hatte nach sieben Spielen lediglich vier Punkte abgegeben! „Das ist auf keinen Fall die Meinung des Vereins“, beeilte sich der EHC-Sprecher Carsten Zehm sofort klar zu stellen. Kink selbst stört die unsägliche Diskussion nur wenig: „Ich habe kein Internet, das habe ich das gar nicht mitbekommen. Und solange mich der Verein in Ruhe arbeiten lässt und ich meinen Spielern in die Augen schauen kann, ist alles in Ordnung.“ Tatsächlich gibt es keinen Grund, über eine Ablösung Kinks nachzudenken. Kink ist beliebt bei Funktionären, Sponsoren und den meisten Fans. Im Gegensatz zum oft bärbeißig rüberkommenden Vorgänger Eibl, gibt sich Kink jovial: Hier noch ein Handschlag, dort noch eine Fachsimpelei mit einem Sponsor – das kommt an. Vor allem in der Medienstadt München. Und auch am sportlichen Erfolg mangelt es nicht: Am vergangenen Wochenende konnte nach der Niederlage gegen Kinks ehemaligen Verein Peiting am Sonntag in der heimischen Eishalle der nächste ungefährdete Heimsieg gefeiert werden. Gegen den TEV Miesbach konnten die rund 1250 Fans zumindest 40 Minuten lang eine Eishockey-Gala beklatschen: Nach wunderschön herausgespielten Toren von Jann, Eckmair, Burman, Leahy (2), Brearley (2), Vogl (2) und Leinsle stand es nach dem zweiten Drittel bereits 10:1 für den EHC. Vor allem für Peter Brearley, den einige Forum-Nutzer nach den letzten erfolglosen Spielen schon wieder nach Hause schicken wollten, war es ein besonderes Spiel – schaute doch der eigens aus Kanada angereiste Vater dem Filius bei der Arbeit zu. Der „EHC-Eisbärli“ überzeugte am Sonntag nicht nur ihn. Eitel Sonnenschein war aber dennoch nicht alles an diesem Abend: Im letzten Drittel gelangen Miesbach gegen den EHC-Goalie Kühnhackl, der wegen einer Innenbandsverletzung Joey Vollmers sein Saison-Debüt feiern durfte, noch vier Tore. Mindestens bei zwei Gegentreffern patzte der Sohn der Eishockey-Legende Erich Kühnhackl. Nicht nur die Fans sahen, dass Kevin zwar über eine hervorragende Fanghand verfügt, aber etwas behäbig auf den Beinen ist. Doch weil die komplette Mannschaft ihn im gesamten Drittel im Stich gelassen und er über keinerlei Spielpraxis verfügte, bescheinigte Kink diesem nach dem Spiel eine „noch akzeptable“ Leistung. Die Fans in der Nordkurve freilich sahen das anders – sie pfiffen den eigenen Torhüter aus. Kühnhackl ist zu wünschen, dass er dem Druck standhält. Falls nicht: Der frühere Backup-Goalie von Hügelsheim, Dennis Hipke (22), wohnt in München und hält sich beim EHC fit: „Bei Bedarf könnten wir ihn unter Vertrag nehmen“, so EHC-Sprecher Carsten Zehm auf Anfrage. Filippo Cataldo

Artikel vom 11.10.2004
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