Die Grundschüler an der Thelottstraße bekommen eine eigene Bibliothek

Abtauchen in Bücherwelt

Da macht das Lesen richtig Spaß: Bücherwürmer in ihrer eigenen Bücherei an der Thelottstraße im Münchner Hasenbergl.	Foto: rasa

Da macht das Lesen richtig Spaß: Bücherwürmer in ihrer eigenen Bücherei an der Thelottstraße im Münchner Hasenbergl. Foto: rasa

Hasenbergl · Alle jungen Bücherwürmer im Münchner Norden dürfen sich freuen: Die Grundschule an der Thelottstraße im Hasenbergl bekommt eine eigene Bibliothek. Ab kommenden Dienstag heißt es dort: Abtauchen in die Welt der Märchen, der Dschungel- und Safariabenteuer.

Neben anspruchsvollerer Kinderliteratur – etwa »Der Räuber Hotzenplotz« von Ottfried Preußler – gibt es auch Bilderbücher in Hülle und Fülle. Insgesamt warten 500 stolze Exemplare auf die 13 Klassen mit den knapp 300 Schülern.

Bereits seit einem Jahr laufen die Planungen für das 15.000 Euro teure Projekt auf Hochtouren. Ganze Arbeit geleistet haben im Norden Münchens ansässige Künstler, die der künftigen Bibliothek die optische Würze gegeben haben. Zartes Orange ziert den nach frischem Holz duftenden Raum, die Wände sind mit gediegenen Motiven aus dem Reich des Lesens ausgemalt.

Aber auch die Kleinen selbst durften Hand anlegen: Unter der Anleitung von Mitarbeitern einer Holzwerkstatt haben sie einen Computertisch gebastelt und Teile von Regalen hergestellt. Die achteckige Sitzgruppe in der Mitte des Raumes geht ebenfalls auf ihren Ideenreichtum zurück.

»Die Kinder haben das wahnsinnig gerne gemacht«, sagt Rektorin Beatrix Daumenlang. Die Schule verfolgt mit der Bibliothek ein ganz neues pädagogisches Konzept. Ziel ist es, die Kinder über eine Vielzahl von Maßnahmen wieder an Bücher heranzuführen. »Viele Kinder unserer Schule haben sprachliche Schwierigkeiten«, erläutert Daumenlang. Knapp drei Viertel der Schüler im Hasenbergl sind Kinder ausländischer Arbeitnehmer. Viele beherrschen die deutsche Sprache nicht richtig und haben nur einen geringen Wortschatz. Hinzu kommt nach Auskunft der Rektorin, dass gerade in dieser Gegend Fernsehen und Computerspiele zur alltäglichen Freizeitbeschäftigung gehören.

»Wenn die Kinder morgens in die Klassen kommen, haben sie schon Kinderfernsehen geschaut.« Zudem hätten die Eltern oft keine Zeit für eine ausreichende Betreuung ihrer Kinder, auf Bildungsinhalte würde so gut wie gar nicht mehr geachtet.

Die Folge: Viele wachsen inzwischen ganz ohne Bücher auf, Lesen und Schreiben bleiben auf der Strecke. Das soll sich jetzt ändern. In der neuen Bibliothek soll nicht nur fleißig gelesen werden, auch zahlreiche Aktivitäten sind geplant. Die Kinder können beispielsweise zu den Geschichten Bilder malen und Plakate entwerfen, die dann an den Wänden aufgehängt werden. An bestimmten Nachmittagen gibt es die Möglichkeit vorzulesen, und jeden Monat wird ein »Buch des Monats« ausgewählt. Tee- und Adventsgeschichten sollen in den kommenden Wochen die Welt des Lesens umrahmen.

Ebenso ist eine Vernetzung mit der Stadtbibliothek geplant, damit via Internet immer neue Bücher bestellt werden können. Für Daumenlang eine große Herausforderung: »Wir wollen versuchen, über dieses Programm die Kinder zu fördern. Über den normalen Unterricht ist der Stoff nicht mehr aufzuholen.« Rafael Sala

Artikel vom 06.10.2004
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