700. Jubiläum des städtischen Dienstsiegels

Vom Mönch zum Kindl

Das große Stadtsiegel seit 1957. 	Foto: Stadt

Das große Stadtsiegel seit 1957. Foto: Stadt

München · Sein 700. Jubiläum feiert das städtische Dienstsiegel. Seit dem Jahr 1304 benutzt die Münchner Stadtverwaltung für ihre normalen Beurkundungen und Beglaubigungen ein Dienstsiegel, das die heraldischen »Grundbestandteile« der Münchner Entwicklungsgeschichte in vereinfachter und graphisch besonders überzeugender Weise zur Darstellung bringt.

Es handelt sich um ein Siegelbild mit der umlaufenden Beschriftung »Sigillum testimonii civitatis Monacensis« – Beglaubigungssiegel der Stadt München. Der für den Stadtnamen München »redende«, nach rechts blickende Mönch (mhd. »munich«) ist in einen Dreiecksschild gesetzt, den er durch Gestik und Kleidung in idealer Weise ausfüllt.

Der Mönch hat seine rechte Hand zum Segensgestus erhoben, in der linken Hand hält er das Evangelienbuch. Durch alle nachfolgenden Veränderungen hindurch hat sich diese Form des »Kleinen Stadtsiegels« am dauerhaftesten erhalten. Es wurde nach der 1818 erfolgten Wiederbegründung der kommunalen Selbständigkeit Münchens im Jahr 1835 wieder zur Grundlage des für den laufenden Dienstbetrieb verwendeten Stadtsiegels gemacht.

Nach der vorübergehenden Außerkraftsetzung durch die Nationalsozialisten 1936 – 1945 wurde es von dem Graphiker Eduard Ege stilistisch modernisiert und 1957 in der gegenwärtig gebrauchten Form vom Stadtrat gebilligt. Neben dem im Dienstgebrauch üblichen »Kleinen Stadtsiegel« führt die Landeshauptstadt auch das so genannte »Große Stadtsiegel«, das allerdings nur bei feierlichen Anlässen und auf Einladungskarten der Stadtspitze Verwendung findet.

Dieses zeigt den Stadtmönch in einem geöffneten, von zwei Türmen flankierten Stadttor, über dem mittig ein steigender Löwe erscheint. Die hier angewandte heraldische Kombination ist auf Siegelabbildungen von 1313/1323 zurückzuführen, hinter denen wiederum das »Ursiegel« Münchens aus dem Jahr 1239 aufscheint. Schon damals erschien in einem geöffneten Stadttor der für den Stadtnamen »redende« Mönchskopf (mit übergezogener Kapuze).

Allerdings zeigte sich 1239 über dem Stadttor noch ein auffliegender Adler, der auf die Situation des von Freising verwalteten Reichskirchengutes München hinwies. Das Haus Wittelsbach, das seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die Stadt München unter seine völlige Kontrolle gebracht und entscheidend erweitert hatte, ersetzte den Adler seit 1313 durch sein eigenes Wappenbild, den Löwen.

Auch das »Große Stadtsiegel« wurde 1835 im Stil des frühen 14. Jahrhunderts erneuert und hält sich bis auf den heutigen Tag – die Unterbrechung durch die Nationalsozialisten abgerechnet – in einer ebenfalls von Eduard Ege modernisierten Form. Das seit 1304 gebräuchliche schlichte Dienstsiegel mit dem Stadtmönch im Dreiecksschild bekam eine beachtliche Popularität.

Es wurde auch zur Vorlage des »Münchner Kindls«, das nichts anderes ist, als ein von seiner heraldischen Rahmung freigestelltes Mönchsbild, das seit der Barockzeit demAndachtsbild des Jesuskindes angenähert war.

Artikel vom 05.10.2004
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