Ideenfass Oktoberfest, Teil 2 – Der 13. Tag

Albrecht Ackerland – „Meine Wiesn“

Der Countdown läuft, und immer abenteuerlicher werden die Vorschläge zur Wien-Verbesserung. Die einen wollen die Biergärten überdachen, der nächste gleich die ganze Wiesn, andere wieder wollen ein zusätzliches Zelt. Meine gestrigen Ideen waren, die Zelttüren künftig ganz zuzuschrauben und überall auf dem Gelände Bierzapfsäulen mit Münzbetrieb einzuführen.

Schön war auch der Einfall von SPD-Landtagsmann Memmel: Er will den Münchner Schülern in Zukunft einen Tag schulfrei zu geben, damit sie auf die Wiesn gehen können. Seit wann ist unter der Woche die Wiesn schon ab Acht offen? Haben Sie jemals alle 45 Minuten einen Gong auf der Wiesn gehört? Oder einen Pausengong? Es gibt schon eine Art getaktetes Zeitzeichen – das „Prosit der Gemütlichkeit“, aber was hat das mit der Schule zu tun? Ich weiß ja nicht, wie es neuerdings in den Schulen zugeht; ist die Wiesneuphorie schon so groß, dass die Lehrer während der Wiesnzeit beim Ausfragen nur noch Noten von Eins bis Drei vergeben, weil sie´s nicht anders aus dem Bierzelt kennen: 1,2,3, Gsuffa. Bewerten sich die Schüler gar zur Zeit selbst? Der Lehrer fragt „wia samma?“, und die Schüler verteilen sich selbst die Zensuren: „Guat samma!“ Sagt der Lehrer nach der Stunde als Motivationshilfe, damit die Schüler den Stoff verinnerlichen: „Schwoam ma´s obe!“ Oder ist die Stimmung in den Schulen doch gar nicht so gut, und die Pennäler singen die ganze Zeit nur den Wiesnhit „I wui hoam nach Fürstenried!“? Weiß Landtagsabgeordneter Memmel mehr über Schulinterna und fordert deshalb den schulfreien Wiesntag? CSU-Stadtrat Quaas jedenfalls hat sich auf den Plan gerufen gefühlt, und die ganze Schulfrei-Sache für Unsinn erklärt. Er hat gar Angst vor einem „Wiesn-Kater für Schüler“, weil der freie Tag ja aufgeholt werden müsse. So ganz schlecht muss er die Idee aber dann doch nicht gefunden haben. Schon klar, dass ein Schwarzer einem Roten nicht einfach so Recht geben kann. Was aber immer gut kommt, ist einen Einfall aufs Schärfste verwerfen, um sich dann auf das selbe Thema zu stürzen. Also: „Daher bin ich für einen hausaufgabenfreien Nachmittag.“ Ich persönlich bin für eine Verlegung der Herbstferien – eine ganze freie Wiesnwoche! Damit wäre gesichert, dass die Wiesn-Kater-Schüler nicht einfach blau machen, so wie manche es jetzt vermutlich tun, weil sie im Schottenhamel oder sonst wo ordentlich blau waren. Außerdem wäre mit so einer freien Woche noch mehr los auf der Wiesn, was wiederum für ein zusätzliches Zelt spräche. Oder für eine Überdachung. Oder so. Morgen für Sie noch mehr Ideen, wie die Wiesn sicherer, besser, drogenfreier und umsatzträchtiger werden könnte! Wie gewohnt an dieser Stelle.

Artikel vom 30.09.2004
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...