Ideenfass Oktoberfest – Der zwölfte Tag

Albrecht Ackerland – „Meine Wiesn“

Je länger die Wiesn schon dauert, desto langweiliger wird denen, die mit dem Fest zu tun haben. Oder denen, die sich fühlen, als ob sie damit zu tun haben. In München hat schließlich jeder mit der Wiesn zu tun, ob er sie nun liebt oder verabscheut.

Die Anfangseuphorie ist spätestens nach dem zweiten Samstag verschwunden, es geht langsam schon wieder dem Ende zu. Außerdem fallen verstärkt Italiener ein, was sehr lustig ist, aber die Wiesn fast zum Kollabieren bringt. Wenn also diese Langeweile eingetreten ist, und jeder den ersten Ärger – welchen auch immer – hatte, dann wird´s erst richtig lustig. Die Menschen beginnen zu überlegen, was alles nicht so richtig toll läuft, und wie man das alles besser machen kann. Quasi der Kampf im Hirn für eine bessere Welt. Das Oktoberfest wird zum Geistesblitzbeschleuniger, wird zum Ideenfass. Genauso süffig und suffig der Inhalt der Wiesnfässer ist, sind auch manche Vorschläge. Dass es viel zu oft viel zu voll ist, ist wirklich nichts Neues. Die meisten vergessen das aber scheinbar übers Jahr wieder. Nur die Wirte wissen schon vorher Bescheid, weil schon ab Weihnachten alles zureserviert ist, und sie deswegen auch ihre „Wegen Überfüllung geschlossen“-Schilder gleich an die Türen schrauben. Mein Vorschlag: Schraubt doch gleich auch die Türen zu – der professionelle Münchner Wiesngänger geht sowieso über den Seiteneingang rein. Sie fragen, was dann die Münchner Amateure und die Auswärtigen machen sollen? Na, in die Wiesnbiergärten gehen! Aber was, wenn es wie dieses Jahr saukalt ist? Die Wiesnheizstrahler-Zahl erhöhen und eine Fußbodenheizung verlegen! Energie verschleudern? Ins nichts heizen? Also bitte, kommen Sie – dann wird halt eine Verordnung erlassen, dass die Münchner Haushalte erst ab 1. Dezember heizen dürfen, dann gleicht sich das wieder aus. Das wäre jetzt mein Vorschlag. Er könnte aber genau so gut auch von der Stadtrats-CSU sein. Bei denen hapert es aber heuer mit der Kreativität, sie haben einfach ihren Antrag vom letzten Jahr wieder rausgezogen: Alle Biergärten überdachen! Liegt´s an den vielen Maßen, die ich über die letzen Tage durch meinen Körper geschleust hab, oder warum versteh ich das nicht so richtig? Wenn man Biergärten überdacht, sind es ja keine Gärten mehr, oder? Wie wär´s nächstes Jahr mit dem Antrag, jeden Münchner mit einem drolligen Maßkrugschirmchen zu versorgen? Oder, liebe CSU, Ihr übernehmt den Vorschlag von Fahrgeschäftsbetreiber Aigner, gleich die ganze Wiesn zu überdachen! Für die vom schlechten Wetter gebeutelten Schausteller wäre das ein Segen. Eine Ergänzung dazu von mir: Dann könnte man auch auf dem ganzen Gelände endlich Zapfsäulen aufstellen, an denen man sich per Münzeinwurf einen bequemen Zwischenliter reinlassen könnte. Ehrlich wär´s – gilt die Wiesn doch längst als weltgrößte Trinkmesse, der Schauer vom Schichtl nennt´s beim Namen: Intersuff 2004. Von der Uralt-Idee mit einem zusätzlichen Zelt halte ich übrigens nix, außer dort läuft unverstärkte Blasmusik, die Hendl kommen mit einer Semmel, Rahmschwammerl mit Knödel kosten nicht 13 Euro wie im Hofbräu, und Zutritt bekommt nur, wer am Eingang den Rollendes-R-Test besteht. Noch mehr und noch bessere Vorschläge zur Wiesnverbesserung lesen Sie morgen an dieser Stelle!

Artikel vom 29.09.2004
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