Holzmichelfilz – Der sechste Tag

Albrecht Ackerland – „Meine Wiesn“

Beim Anstich im Schottenhamel ist erst der Stoiber ausgebuht worden, und dann der Holzmichel. Kann gut sein, dass sich die beiden daraufhin verbrüdert haben. Die Folgen könnten ziemlich geisterbahnig werden, ich will mir das gar nicht recht vorstellen.

Was ist, wenn die Hohlmeierin doch noch ihr Holzbüro räumen muss? Wird dann der Holzmichel Kultusminister? Heißt bei der nächsten Wahl das Kampflied „Lebt denn der CSU-Wähler noch?“ Wird der Bayerische Wald bis auf die Randfichten abgeholzt? Wird Sachsen mit Bayern vereinigt? Lässt sich der Stoiber scheiden, geht zum Papst und bittet darum, schwul werden zu dürfen, damit der Herbst wärmer wird, und damit er den Holzmichel heiraten kann? Stellen Sie sich das mal vor: Der Edmund fragt den alten Michel: „Du, lebt denn dein kleiner Michel noch? Zeig doch mal, ob aus dem noch ein richtiger Holzmichel werden kann!“ Puh. So eine Heirat wäre freilich beste bayerische Tradition, na ja, irgendwie und zumindest ein bisserl: War doch die Therese, die Frau vom König Ludwig 1., auch eine Sächsin. Und nach wem ist die Wiesn benannt? Genau. Wird die Wiesn jetzt vielleicht sogar umbenannt? Um Gottes Willen! Ich will gar nicht dran denken, was dabei noch alles rauskommt. Ein anderer jedenfalls kommt zur Wiesn vermutlich nicht mehr raus. Er muss in Stadelheim bleiben. Wenigstens sorgt er so für die viel bessere Version vom Holzmichel: „Sitzt denn der junge Wildmoser noch?“ Vom Sechzger-Stadion in die Wiesnzelte ist es nicht weit, ein paar Mal hab ich diese eingemünchnerischte Version schon gehört. Bis jetzt nur gegrölt. Aber bei dem Riesenerfolg kann es nicht mehr lang dauern, bis auch die Kapellen davon Gebrauch machen. Den Senior-Wildmoser freut das alles nicht so sehr, zumal ihn die zweite abgewandelte persönlich treffen könnte: „Singt jetzt der junge Wildmoser doch?“ Vielleicht bespricht er das alles ja mit der Fraktion von der Säbener Straße, vielleicht macht sich die auch gerade Sorgen, dass der junge Wildmoser der Staatsanwaltschaft auch von ihnen was vorsingt. Ein guter Ort für ein solches Sorgen-Treffen wäre Wildmosers Entenbraterei auf der Wiesn. Dort dürfen die Musiker die Holzmichel-Melodie gar nicht mehr spielen. Ansage vom Chef. Was auch nicht das Schlechteste ist. Dann gibt´s wenigstens keine Buhs.

Artikel vom 23.09.2004
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