Wiesnhits – Der fünfte Tag

Albrecht Ackerland – „Meine Wiesn“

Was waren das noch Zeiten, als es keine Wiesnhits gab. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wahrscheinlich aber war das vor meiner Zeit. Was war der erste Wiesnhit? Der Defiliermarsch? Die Rose aus Tirol? Frau Meier hat eine gelbe Unterhose an?

Wenn solche Knaller heutzutage auf der Wiesn gespielt werden, ist es Mittag und ich freue mich dann. Leider bin ich aber mittags nie auf der Wiesn. Sollte ich aber! Später nämlich wird´s musikalisch roher, einhergehend mit den Sitten auf der Wiesn. Die sind ab dem späten Nachmittag auch nicht gerade von ausgesuchter Contenance. Das Schönste am Oktoberfest ist ja das Jammern darüber, dass nix mehr so sei wie früher. Tradition, ach, Tradition, wo bist du geblieben? Aber, bitte, als altbackener Spießer will ich jetzt auch nicht rüberkommen. Nicht, dass Sie noch sagen, der Ackerland, dem ist der Gamsbart-Hut schon so tief ins Gesicht gerutscht, dass ihm der Weitblick fehlt. Einen solchen hab ich nämlich gar nicht – also keinen Hut nicht. Den Weitblick hab ich hoffentlich, und behalten will ich ihn auch. Deshalb versteh ich ja auch, wenn die Festwirte und Kapellen und Besucher sagen, sie wollen ihre Hits haben, ihr AC/DC, ihre Hände zum Himmel, ihre who-the-fuck-Alice und ihr uh, ah. Alles möglichst stündlich. Die Besucher wollen´s, weil dann das Saufen und später der Suff mehr Spaß macht; und weil dann eher alle auf die Bänke steigen, und es deswegen auch öfters einen runterhaut, was dann sehr lustig für alle ist. Die Wirte wollen die Hits, weil so mehr Maßen rausgehen, und weil es bei einem solchen Rambazamba weniger auffällt, dass so schlecht eingeschenkt wird. Außerdem gäbe es angeblich sogar Tumulte, wenn die Musiker nicht ordentlich Gas geben. Deswegen spielen die Kapellen auch gern hundert Mal am Tag die gleichen Sachen runter, weil sie keine Lust auf fliegende Hendl haben. Das, so heißt´s, sei nämlich schon öfter passiert. Trotzdem lässt sich die Massenabfahrt nicht vollkommen kalkulieren, was zum Beispiel am ersten Samstag beim Anstich im Schottenhamel passiert ist: Erst haben sie alle den Stoiber ausgebuht, was für ihn ziemlich ungewohnt gewesen sein muss, wo doch Maßkrüge im Raum waren. Und Edmund plus Bier plus Maßen ergibt normalerweise fanatischen Jubel. Nachdem´s der Stoiber abgekriegt hat, hat sich die Kapelle wahrscheinlich gedacht, dass die Buhs von Nicht-Bayern, sondern vielleicht von Sachsen kamen. Um die zu beruhigen, wurde der Holzmichel ausgepackt. Und siehe da – schon wieder Buhs. So sympathisch ist das Publikum im Schottenhamel. Was herauskommen könnte, wenn sich Stoiber und Holzmichel wegen der Buhs zusammentun, und was Karl-Heinz Wildmoser und der FC Bayern damit zu tun haben – das alles erfahren Sie morgen.

Artikel vom 22.09.2004
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...