40 Jahre Psychologischer Dienst der Münchner Polizei

Beraten, Betreuen, Helfen

München · Vor vierzig Jahren begann die Geschichte des Psychologischen Dienstes beim Polizeipräsidium München. Aus diesem Anlass hat die Polizei vergangene Woche eine kleine Feier veranstaltet. Zum 1. Januar 1964 trat der Fachpsychologe Dr. Rolf Umbach seinen Dienst an.

Zusammen mit einer Angestellten und zwei Vollzugsbeamten bildete er in den darauf folgenden Jahren den ersten psychologischen Dienst in der deutschen Polizei. Die Gründung eines Psychologischen Dienstes war nicht etwa eine eitle Grille des Polizeipräsidenten, sondern die konsequente Folge von gesellschaftlichen Entwicklungen und Ereignissen der Nachkriegszeit.

In den fünfziger und frühen sechziger Jahren war die Münchner Polizei mit einer Bürgerschaft konfrontiert, die sich ihrer freiheitlich-demokratischen Rechte zunehmend bewusst wurde. Das galt bereits für die alltägliche Begegnung mit Polizeibeamten auf der Straße und das galt in besonderem Maße für das Protest- und Demonstrationsgeschehen. Etwa im Juni 1962, wo ein Gerangel mit der Polizei wegen der Auflösung einer Straßenmusik-Darbietung in einen mehrtägigen Massenaufruhr umschlug.

Diese »Schwabinger Krawalle« machten der Polizeiführung endgültig klar, dass mit den Lehrbüchern keine zeitgemäßen Einsatzkonzeptionen zu entwickeln waren. Die unbedingte, mit dem Polizeiknüppel vorgetragene Aufrechterhaltung der Ordnung führte nur zu neuer Unordnung. Die Erfahrung mit dem »halbstarken« Gebaren einer sich emanzipierenden Jugend und parallel dazu die Erfahrungen im Straßenverkehr mit einer sich auf freier Fahrt für freie Bürger wähnenden Bevölkerung waren dann wohl auch ausschlaggebend für die Schaffung eines Psychologischen Dienstes bei der Münchner Polizei.

Tätigkeitsfelder, Verantwortlichkeiten und natürlich auch der Personalkörper haben sich seit den Anfängen des Psychologischen Dienstes radikal verändert. Aus nur einem einzigen Diplompsychologen wurden acht, aus zwei polizeilichen Sachbearbeitern sechs, ein Suchtberater kam hinzu, und statt einer Angestellten kümmert sich jetzt ein fünfköpfiges Serviceteam um Organisation und innerbetriebliche Abläufe.

Das ist immer noch eine viel zu kleine Mannschaft, um die psychologisch relevanten Belange der weit über 30.000 Beschäftigten der Bayerischen Polizei berücksichtigen zu können. Aber die Mannschaft ist stark genug, eine Vielzahl von Aufgaben auszuführen. Die Hauptaufgabengebiete liegen in der Aus- und Fortbildung, Organisations- und Personalentwicklung, Unterstützung der schutz- und kriminalpolizeilichen Arbeit und Beratung- und Betreuung von Polizeibediensteten.

Traditionell kümmert sich der Psychologische Dienst um die Einsatzunterstützung im Protest- und Demonstrationsgeschehen. Hinzu gekommen sind akute Bedrohungslagen, etwa Verbarrikadierungen mit Waffengewalt und Suiziddrohungen. Auch bei Geiselnahmen oder Entführung ist der ZPD in den Polizeieinsatz eingebunden, wie er überhaupt die Verhandlungsgruppen der Bayerischen Polizei aus- und fortbildet.

Im Bereich Beratung und Betreuung hat der ZPD in den letzten Jahren ein Netzwerk psychosozialer Versorgung für die Bayerische Polizei aufgebaut. In diesem »Polizeilichen Sozialen Dienst« (PSD) sind ihm mittlerweile Sozialpädagogen fachlich zugeordnet, die in den einzelnen Polizeipräsidien zur Erstbetreuung von Polizeibediensteten zur Verfügung stehen. Die Sozialpädagogen werden vom ZPD koordiniert, d. h. fortgebildet, supervidiert und fachlich beraten.

Darüber hinaus leistet der ZPD auch unmittelbar Beratungs- und Betreuungsarbeit, führt beispeilsweise Kriseninterventionen nach belasteten Einsätzen durch, nach einem Schusswaffengebrauch etwa oder nach einem Suizidfall.

Artikel vom 21.09.2004
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