Denkmaltag: Führung durch den Stadtteil

Wasser in Berg am Laim

Trotz Regen lauschten viele interessierte Berg am Laimer den kundigen Führern beim Denkmaltag im Stadtteil: Leitthema war Wasser.	Foto: Privat

Trotz Regen lauschten viele interessierte Berg am Laimer den kundigen Führern beim Denkmaltag im Stadtteil: Leitthema war Wasser. Foto: Privat

Berg am Laim · Irgendwie war das Thema des diesjährigen Denkmaltages am 12. September auch bis zum Himmel vorgedrungen, jedenfalls lieferte Petrus dieses Element wohl als Anschauungsmaterial, weil es davon in Berg am Laim nur noch wenig zu sehen gibt.

Trotz des wenig einladenden Wetters versammelten sich 30 historisch Interessierte am Schüleinbrunnen unter Regenschirmen, um den Ausführungen der Ortsteilhistoriker aber auch der Fachleute des Baureferates mit wachsendem Interesse zu zuhören.

Schülein gründete die Union-Brauerei, schuf den Löwenbräu-Konzern, sein Sohn hielt trotz seiner Vertreibung durch die Nazis nach den USA (wo er wiederum einen großen Brauereikonzern gründete) »seiner« Stadt der Treue. Die Berg-am-Laimer verdanken ihm in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg billigen Wohnraum. Deshalb dauerte es nur wenige Wochen nach dem Zusammenbruch, dass Platz und Straße wieder den alten Namen erhielten, die mit dem Brunnen das einzige »Wasserdenkmal« in Berg am Laim erhielten.

Ein Kanaldeckel ist wenig ansehnlich, doch darunter verbirgt sich hier eine der Notfallwasserstellen Münchens, wo im Falle des Falles die Bevölkerung Wasser aus dem Grundwasser erhalten kann. Ebenfalls wenig ansehnlich aber nichts desto trotz wichtig ist jener Kanaldeckel, den eine kleine Betonröhre »schmückt«: Es handelt sich um eine Messstelle des Grundwassers, die neben anderen 600, dem Baureferat wöchentlich eine genaue Kenntnis über den Grundwasserspiegel gibt.

Die interessierten Zuhörer erfuhren manches über das Münchner Grundwasser – auch, dass Hochwasser und Niedrigwasser bisher noch keine überraschenden Rekorde in München lieferte. Dank der seit Jahrzehnten wöchentlichen Messungen ist die Bewegung des Grundwasser»sees« sehr genau bekannt, sowohl wie schnell er sich bewegt (von den Alpen zur Donau) als auch, wie hoch oder wie tief er steht. An der Kreillerstraße gibt es heute einen Bolzplatz. Alte Fotos beweisen, hier gab es einst einen relativ großen und wohl auch tiefen See, in dem die Ortsteilbewohner baden, sogar Kahn fahren konnten und im Winter Schlittschuh liefen, wie die Historie belegt.

Doch ein Relikt des Sees, der mit Schutt und Abfall nach dem 2. Weltkrieg zugeschüttet wurde, dann versiegelt wurde und somit die Grundlage für den Bolzplatz lieferte, gibt es noch: ganz in der vorderen Ecke kann man noch eine uralte Weide entdecken, die sich zwischen anderen Bäumen und Sträuchern versteckt hält. Im Behrpark gibt es eine Senke, die für zahlreiche Kinder als natürliche Halfpipe genutzt wird.

Auch hier stand einstmals Wasser, der kleine See soll als Tränke für Rehe und Hirsche gedient haben, die im Behrpark gehalten wurden. Gelegenheit, den ursprünglichen Erbauer, Johann Nepomuk Kreiller, kennen zu lernen, der der neugebauten Straße seinen Namen gab.

Er gründete eine längst untergegangene Brauerei, deren Bier von den Münchnern abschätzig die »Kreiller-Plempe« genannt wurde. In seinem – nach dem Urteil der Zeitgenossen – schönsten Münchner Braukeller lernten auch die Fahrradfahrer in der 1. Velopiced-Schule Fahrrad fahren; offenbar sehr erfolgreich, denn Buffalo Bill verlor einzig in München seine in allen großen Städten Europas veranstalteten Schaurennen »Reiter gegen Fahrradfahrer«, wobei die schlitzohrigen Münchner Kursbauer durch enge Kurven dem Fahrradfahrer einen nicht mehr einholbaren Vorsprung »einbauten«.

Artikel vom 21.09.2004
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