Baggerfahrer findet Fünf-Zentner-Bombe in der ehemaligen Stettenkaserne

Komisches Ding im Löffel

Fünf Zentner schrecken den Sprengstoffhund der Kampfmittelbeseitiger nicht. Fotos: fil

Fünf Zentner schrecken den Sprengstoffhund der Kampfmittelbeseitiger nicht. Fotos: fil

Schwabing · »Bis zum nächsten Mal!« Mit diesem abgeklärten Gruß verabschiedeten sich Feuerwehr, Bombenentschärfer und Polizei letzten Freitag nach vier schweißtreibenden Stunden. Solange hatten Einsatzkräfte, Anwohner und Anlieger der Stettenkaserne südlich des Olympiaparks die Luft angehalten.

Um neun Uhr vormittags hatte Baggerfahrer Uwe Suhr bei Aushubarbeiten auf dem ehemaligen Militärgelände einen »komischen Gegenstand im Löffel«. Erst dachte der 31-Jährige, dass es sich um einen Ausgleichsbehälter handelt, »aber dafür war’s ein bisschen groß«.

Kein Wunder, handelte es sich doch um eine Fünf-Zentner-Fliegerbombe! In die Richtung dachte glücklicherweise auch Suhr, als er das verrostete Ding ein wenig in Augenschein genommen hatte.

»Da wurde mir schon anders im Magen, ich hab den Löffel noch runtergelassen und mich dann aus dem Staub gemacht.« Gemeinsam mit dem Baustellenleiter wurden schließlich Polizei und Feuerwehr alarmiert, die mit mehr als fünfzig Mann anrückten und die unmittelbaren Anwohner und Büroangestellten evakuierten, etwa aus dem Bauamt.

Das war auch notwendig, wie Günter Hanft vom sogenannten »Sprengkommando Süd« der Firma »Tauber« anschließend erklärte: »Mindestens ein Zünder war noch drin, der ging leicht runter. Aber beim Detonator musste ich zehn Minuten lang drauf schlagen.« Gefährlich sei so was immer, aber viele Worte wolle er darum nicht verlieren – »einer muss das ja machen«, meint Hanft bescheiden. Und es sei in seinen 24 Berufsjahren schließlich schon die 315. Fliegerbombe.

Und es kommen vielleicht noch einige dazu, wie Ludwig Schmid, Einsatzleiter von der Polizeiinspektion 42, feststellte: »Es ist damit zu rechnen, dass man auch künftig was findet.« Schließlich hätten in den Kriegsjahren so manche Bomben nicht gezündet, die auf München abgeworfen wurden. Und so entdeckt man vor allem bei Bauarbeiten immer wieder jahrzehntealte Blindgänger, immer noch mit Sprengstoff gefüllt und mit zunehmenden Alter unberechenbarer.

Der letzte Fund in diesem Stadtgebiet war übrigens erst im April: in der Heßstraße. Wie viele genau in der Erde liegen, weiß natürlich auch Schmid nicht. »Da müssen sie die Sieger vom Zweiten Weltkrieg fragen, wie viel die abgeworfen haben.« Max Hägler

Artikel vom 09.09.2004
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