Glockenweihe am Sonntag bei Schleißheimer Pfarrei Maria Patrona Bavariae

Neue Kirchenglocken

Pfarrer Alois Ebersberger nimmt Abschied von den 85 Jahre alten Kirchenglocken.	Foto: cr

Pfarrer Alois Ebersberger nimmt Abschied von den 85 Jahre alten Kirchenglocken. Foto: cr

Oberschleißheim · »Die Leute erzählten, dass man vor die Häuser ging, um gut hinhorchen zu können. Alles freut sich, manche weinten.« Diese Beobachtung machte der Oberschleißheimer Pfarrer Kranz am 23. Dezember 1933, als die neuen Stahlglocken erstmals in der Kirche Maria Patrona Bavariae ertönten.

Am Sonntag, 12. September, haben die mittlerweile 85 Jahre alten Glocken ausgedient. Um 15 Uhr beginnt die Weihe der vier neuen Kirchenglocken.

Der Austausch war nötig geworden, weil die bisherigen Glocken, die von 1919 bis 1932 in Oberornau ihren Dienst taten, einfach zu alt sind. »Stahlglocken haben eine Lebensdauer von 50 bis 100 Jahre«, erklärt Pfarrer Alois Ebersberger. Bis vor kurzem war er noch kein Glocken-Fachmann, doch war er mit einer Abordnung aus Oberschleißheim, darunter auch Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler, in der Glockengießerei in Passau, wo die neuen Prachtstücke hergestellt wurden.

Die alten Glocken müssen umgehend ihre bisherige Heimat verlassen. Sie könnten im ungünstigen Fall einfach reißen und zerbrechen und dabei den Glockenturm beschädigen. Die mehrere hundert Kilogramm schweren »Wunderwerke akustischer Harmonie« müssen beim Schwingen enorme Belastungen aushalten. Dazu schlägt der Schwengel kraftvoll gegen den Stahl und bringt ihn zum Schwingen. So entstehen die reinsten Töne, aber die Glocke leidet auch darunter. Die neuen Glocken kosten einschließlich des angepassten Glockenstuhls und den Turmuhren rund 70.000 Euro.

Sie rufen die Gläubigen zum Gebet, verkünden von wichtigen Ereignissen und geben nicht zuletzt alle 15 Minuten die Uhrzeit bekannt – »computergesteuert«, wie Ebersberger bekennt. Der technische Fortschritt macht auch vor der Kirche nicht Halt.

Nach althergebrachter Weise werden jedoch noch heute Glocken hauptsächlich in Handarbeit gegossen. Da sich erst mit dem fast fertigen Produkt herausstellt, ob die Glocke gelungen ist, beten die Zuschauer unmittelbar vor dem Anstich dafür. Mit den Gebeten der Oberschleißheimer sind die Glocken wohlklingend geworden und werden nun an diesem Sonntag ab 15 Uhr ihren Platz im Kirchturm Maria Patrona Bavariae einnehmen.

Zuvor werden sie feierlich vom Jugendheim in der Theodor-Körner-Straße mit geschmückten Pferdewagen zur Kirche gezogen. Begleitet wird der Zug von den Schlosspfeifern und der Blasmusik Oberschleißheim. Die verstehen ihr musikalisches Handwerk, doch wird es ihnen nie gelingen, so herrlich zu klingen wie die neuen Glocken. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 08.09.2004
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