„Street Life“ tobt heute und morgen zum siebten Mal

Reggae-Lounge und Hunderennen

Sie ist eine der lebendigsten Trassen Münchens: Die Leopoldstraße. Unzählige Straßencafés und Geschäfte machen sie zu einem Muss für jeden Touristen, aber auch die Münchner kommen immer wieder gern für einen Bummel her. Besonders im Sommer wird auf der „Leo“ deutlich, warum sich München gern als „die nördlichste Stadt Italiens“ sieht.

Doch für das Flanieren bleibt normalerweise nur der Gehsteig. Auf der Straße selbst drängelt sich tagein tagaus der Porsche vor den BMW, dazwischen stecken Golf, Fiesta und Kadett. Dauerstau.

Zweimal im Jahr ändert sich das für ein Wochenende - die Leopoldstraße wird autofrei.

Den Anfang nahm die Idee schon vor zehn Jahren. Brasilien wurde Fußballweltmeister, und die Leopoldstraße am selben Abend zur sprichwörtlichen Partymeile - fast ohne Suff-Fan-Gegröhle, dafür mit viel Samba, Samba, Samba. Die Redaktion der friedensbewegten Stadtteil-Zeitung „Schwabing Extra“ war davon so begeistert, dass sie vom „Corso Leopold“ träumte.

Am besten jedes Wochenende zwischen Mai und Oktober sollte der Schwabing-Boulevard nur den Fußgängern und Radfahrern gehören, den Freizeitsportlern und Liebespaaren, den Kindern und Jugendlichen, den Gauklern, Musikern und Künstlern aller Art. Viele waren von der Idee begeistert, eine Kampagne unter dem Motto „Corso Leopold - geht doch!“ wurde initiiert. Und doch scheiterte die Verwirklichung immer wieder, das Projekt wurde Mal um Mal aus „verkehrstechnischen Gründen“ abgelehnt. Nur ein einziges Mal fand für eine Stunde ein Probelauf statt.

2000 dann änderte sich das. Der Verein „Green City e.V.“ veranstaltete zum ersten Mal das Street-Life-Festival auf verschiedenen Plätzen in München im Rahmen eines europaweiten autofreien Tages. Der Verein beschreibt sein Ansinnen folgendermaßen: „Grüne Wiesen statt Asphaltwüste, saubere Luft statt Smog. Plätze zum Freunde treffen statt Verkehrsknotenpunkte. Wir gestalten München zukunftsfähig: durch stadtverträgliche Mobilität und umweltbewussten Umgang mit Energie. Unser München der Zukunft ist ein München für Menschen.“

2003 feierten rund 400.000 Menschen auf der Leopoldstraße und ließen sich betören, beeindrucken und bewegen von den vielseitigen Angeboten und Attraktionen. Ob verschiedene Musikbühnen, Cocktail- und Essensstände, ob Streetball-Turnier oder Lesungen, ob Graffiti-Künstler oder Straßenmaler - für jeden sollte etwas dabei sein. Anfang 2004 gründete sich der Verein „Corso Leopold e.V.“.

Die Idee von 1994 sollte wieder aufgegriffen werden - vor allem das Kulturelle, Künstlerische und Musikalische ist dem Verein ein Anliegen, als Ergänzung zum „Green City e.V.“, der die Bereiche „Mobilität und Umwelt, Sport, Bewegung und Wellness“ organisiert.

Kooperiert wird zudem mit dem Kreisjugendring, der MVG und dem Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München. Das Drittel der Straße zwischen Giselastraße und Münchner Freiheit wird zum „Corso Leopold“. Benjamin David vom Corso-Verein beschreibt das Ziel: „Wir wollen auf der Leopoldstraße für einen kurzen Zeitraum einen ansprechenden öffentlichen Raum gestalten. Wir möchten ein hochwertiges Programm liefern.

Es wird eine Galerie mit Schwabinger Künstlern geben, gestaltet von einer Gruppe junger Architekten. Ein Highlight wird bestimmt die Aktion auf Höhe der Kaiserstraße - 40 Tonnen Sand werden aufgeschüttet und machen die Leopoldstraße zum Strand!“ Benjamin David sieht die Zukunft des Festivals im Kleinen, auch wenn er viele Menschen damit ansprechen will: „Wir wollen kein reines Wirtefest und auch kein Monsterfestival!“

Viele Kritiker etwa fand die Großbühne eines Münchner Radiosenders am Siegestor. Immer wieder hörte man Stimmen, die das musikalische Programm dort als „viel zu mainstreamig und kommerzig“ bezeichneten.

Im Juni gab es heuer schon ein „Street Life“ - das Wetter war schauerhaft, und doch kamen 120.000 Besucher. Heute und morgen wird wieder zum Leben auf der Straße gerufen. Zum ersten Mal gibt es dort für Entspannung suchende Szenegänger eine „Reggae-Lounge“: der untergrund-bekannte Partymacher-Zusammenschluss „Children Of The Mosthigh“ hat die halbe Münchner Reggae-DJ-Prominenz an die Plattenspieler geladen.

Mit „Criminal“ kommt außerdem ein richtiger Szene-Star (Samstag um 20 Uhr): Nils Leske, der Ex-Münchner und Wahl-Kölner mit peruanischer Abstammung feiert über die deutschen Grenzen hinweg große Erfolge mit seinem spanisch-deutschen Raggae-Gesang, bald erscheint sein neues Album, das er mit seinem Bruder Andreas „Caramellow“ Leske, dem Erdinger Alexander „Lobstarr“ Samimi und dem Hamburger Produzenten-Duo „Silly Walks“ aufnahm. Die Reggae-Lounge findet sich vor dem Uni-Haupteingang am Geschwister-Scholl-Platz Samstag wie Sonntag mit entspannten Hängesesseln, original jamaikanischer Küche und vermutlich viel Spiel und Spaß.

Eine weitere Attraktion und nur heute am Samstag ist das Nacht-Schafkopfrennen von 22.30 bis 1 Uhr vor dem Karstadt an der Münchner Freiheit. Startgeld ist 5 Euro, Anmeldung bei den Infopoints ab 16 Uhr nahe der Freiheit. Am morgigen Sonntag gibt es wieder ein Rennen, diesmal aber mit Hunden. Zwischen Von-der-Tann-Straße und Schönfeldstraße sollen die Vierbeiner spannende Rennen liefern und „leckere Preise gewinnen“. Um 11 Uhr wird trainiert, von 12 bis 17 Uhr sind die Wettläufe.

Anmeldung bei Christian Rauschenfels, Mobiltelefon 0176 - 20 07 13 90 und Green City e.V., Telefon 890 668-42. Weitere Infos und das gesamte Programm zum Festival finden sich im Internet unter: www.streetlife-festival.de

Von Albrecht Ackerland

Artikel vom 02.09.2004
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...