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Rares Kandinsky-Meisterwerk im Lenbachhaus
Seltener Anblick
Lange nicht zugänglich: »Zwei Reiter und liegende Gestalt«. Foto: Lenbachhaus
Maxvorstadt · Im Rahmen der Sonderschau zum »Blauen Reiter« präsentiert das Lenbachhaus noch bis zum Oktober Wassily Kandinskys »Zwei Reiter und liegende Gestalt« (Öl auf Karton, 70,4 x 70,1 cm) von 1909/10. Noch vor 1914 ging das Gemälde als Geschenk an Kandinskys Malerfreund und Landsmann Alexej Jawlensky und verblieb dann in Privatbesitz.
Auch dem Fachpublikum erst seit kurzem bekannt, wird dieses bedeutende Werk hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. In den engsten Entstehungszusammenhang des Bildes gehört neben vorbereitenden Bleistiftskizzen in einem der Notizbücher Kandinskys eine im Lenbachhaus befindliche und in der Ausstellung gezeigte Aquarellstudie.
Dieses Aquarell zeigt die Bildanlage bereits in den wichtigsten Zügen. Mit zügigem Pinselstrich und fließenden Bewegungen skizziert, weicht es nur in der Farbgebung von dem in Öl ausgeführten Ergebnis ab. Das Hauptmotiv des Gemäldes sind zwei zentrale Reiterfiguren, die auf sich aufbäumenden Pferden, das linke rot, das rechte blau, aufeinander zu reiten. In ähnlich gegenläufiger Verschränkung sind unmittelbar am vorderen Bildrand eine rotgekleidete, liegende Figur mit geschlossenen Augen sowie eine zweite Liegefigur in aufgestützter Haltung zu sehen.
Die hügelige Landschaft mit der ummauerten Stadt und den kuppelgeschmückten Türmen im Hintergrund wird ebenso wie die figürliche Ausstattung, vor allem das Motiv des Reiters, in Kandinskys Arbeiten dieser Jahre immer wieder thematisiert und variiert. Inhaltlich wie formal steht »Zwei Reiter und liegende Gestalt« in Zusammenhang mit den ersten großen so genannten Kompositionen des Malers, Komposition I und Komposition II, die beide im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Dabei führt es in seiner weitreichenden abstrahierten und konzentrierten Fassung deren Grundideen und -prinzipien zu einer einzigartigen Verdichtung.
Zwei Reiter und liegende Gestalt zeigt Kandinsky an einem entscheidenden Punkt seiner künstlerischen Entwicklung. Das labile Spiel von Gegenstand und Abstraktion ist auch Spiegel einer Weltsicht, die intensiv um eine Balance von Materie und Geistigem ringt – und findet hier in der dynamischen Komposition gegenläufiger, dabei sich ergänzender energetischer Prinzipien einen umittelbaren und ergreifenden künstlerischen Ausdruck.
Artikel vom 22.07.2004Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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