Förderverein will Geld für den Silbersaal sammeln

Rettet das Deutsche Theater!

„Es ist wunderbar zu sehen, wie viele Freunde sich sammeln, um uns zu helfen.“ Heiko Plapperer-Lüthgarth war sichtlich überwältigt, als er feststellen durfte, dass die Münchner ihr Deutsches Theater um keinen Preis hergeben wollen. Als Geschäftsführer der Betriebs-GmbH (mehrheitlich in den Händen der Landeshauptstadt) sei er sich schon wie ein Stiefkind vorgekommen. Nun, dieses Stiefkind ist jetzt mit offenen Armen aufgenommen worden.

Zum einen von den Besuchern, die die Kosten zu 80 bis 85 Prozent decken, wie Plapperer-Lüthgarth betonte, zum anderen aber auch vom Verein „Freunde des Deutschen Theaters München“. Unter Vorsitz des Landtagsabgeordneten Hermann Memmel wollen mehrere engagierte Freunde des Traditionshauses dieses vor der endgültigen Schließung bewahren, denn: „Ein solches Theater ist in Deutschland einzigartig“, so Memmel.

Das Stiefkind der Landeshauptstadt

Dass das Deutsche Theater zum Stiefkind geworden ist, liegt hauptsächlich an Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden. Eine teure missglückte Sanierung hat das Haus ins Gerede und in Misskredit gebracht. Eine erneute Sanierung von Grund auf würde einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen – Geld, das die Stadt nicht hat. Also muss sich der vor einem Jahr gegründete Förderverein etwas anderes ausdenken, um das Theater in der Schwanthaler Straße zu retten.

„Wir wollen den Menschen was Besonderes bieten“, erklärte Memmel am Mittwoch am Rande einer Ausstellungseröffnung über das Deutsche Theater im Neuperlacher Einkaufs-Zentrum PEP und fuhr fort: „Wir haben die Rechte an mehreren alten Veranstaltungsplakaten erworben.“ Diese insgesamt neun Motive sind nun als Postkarten-Edition erschienen. Jede Postkarte kostet 5 Euro. Wem das für ein kleines Stück Papier zu teuer ist, muss wissen, dass das Geld für die Sanierung des gesperrten Silbersaals verwendet wird.

Silbersaal macht den Anfang

Genau hier liegt der Ansatzpunkt der „Freunde des Deutschen Theaters“. Die Renovierung des Silbersaals kostet rund 1,2 Millionen Euro. Wenn das Geld erstmal zusammen gekommen ist, kann der Silbersaal wieder in altem Glanze erstrahlen. Da dieser aber unter Denkmalschutz steht, erhoffen sich Memmel und seine Mitstreiter, dass die Sanierungsmaßnahmen rundherum um den Silbersaal quasi zwangsläufig nachfolgen werden. Sehr optimistisch, allerdings wollen die Förderer mit der Sanierung des Silbersaals nicht nur das ganze große Projekt anschieben, es soll auch ein Signal an den Stadtrat sein, dass die Münchner ihr Deutsches Theater nicht aufgeben wollen. Das haben sie ja bereits in einem Bürgerbegehren klar zum Ausdruck gebracht.

Das Deutsche Theater ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1896 der kulturelle Mittelpunkt der Stadt, von Beginn an fanden dort Faschingsbälle statt. Das vorläufige Aus ist für 2007 angesetzt, also genau 111 Jahre nach der Eröffnung. Das wäre wahrhaftig ein trauriges Jubiläum. Um dies zu verhindern, steigen nun immer mehr Menschen ein, um die Existenz des Deutschen Theaters langfristig zu sichern.

Neben den Münchner Wochenanzeigern und dem Samstagsblatt hat auch die Unternehmensgruppe ECE, die das PEP und das Olympia-Einkaufszentrum betreibt, schon viel Arbeit und Ideen investiert. Klaus Banner, Center-Manager des PEP, erinnert sich an den Zeitpunkt, als die Anfrage nach Unterstützung von den Freunden des Deutschen Theaters kam: „Wir hatten Visionen, Gedankenspiele, verbunden mit viel Arbeit. Aber wir haben es gerne getan, weil wir unseren Beitrag für die Münchner leisten wollten.“

Zurzeit läuft eine Ausstellung im PEP über das Deutsche Theater (noch bis einschließlich 10. Juli), die im Laufe des Jahres nochmal dorthin zurückkehrt und auch zweimal im Olympia-Einkaufszentrum zu Gast sein wird.

Große Stars im „Palast des Lächelns“

Wenn alle an einem Strang ziehen, kann der „Palast des Lächelns“ wieder auferstehen. Große Stars wie Josephine Baker, die Comedian Harmonists, Shirley MacLaine, Michail Barischnikow und David Copperfield gaben sich hier die Ehre. Soll das alles einfach so vorbei sein? „München braucht das Deutsche Theater!“ appellierte Memmel an die Besucher im PEP. Jeder kann mit seiner Spende dazu beitragen.

Der Verein „Freunde des Deutschen Theaters“ stellt Spendenquittungen aus. Helfen kann man dem Verein auf vielfältige Art und Weise. Durch Spenden mit Abbuchungserlaubnis (zu senden an Freunde des Deutschen Theaters e.V., Sendlinger Straße 42 a, 80331 München), durch den Beitritt zum Verein (als Mitglied mindestens 100 Euro Jahresbeitrag, als Förderer mindestens 500 Euro Jahresbeitrag), indem man die Postkarten kauft oder für wenigstens 50 Euro ein persönliches Spenden-Zertifikat erwirbt. Auch Prominente setzen sich dafür ein. Im PEP finden in der kommenden Woche mehrere Autogrammstunden statt.

Stars, die dem Deutschen Theater eng verbunden sind, treffen ihre Fans. Am Dienstag, 6. Juli, ist Peter Rubin ab 16 Uhr im PEP, gefolgt von Uschi Dämmrich von Luttitz (Mittwoch, 7. Juli, 16 Uhr). Am Donnerstag, 8. Juli, geben Alice und Ellen Kessler um 17 Uhr Autogramme, die „Kanal Total“-Fee Veronika von Quast stellt sich ihrem Publikum am Freitag, 9. Juli, um 15 Uhr

Zuerst geht es um 1,2 Millionen Euro

Jetzt geht es darum, die 1,2 Millionen Euro für den Erhalt des Silbersaals zusammenzukriegen. Das ist im Schnitt knapp 1 Euro pro Münchner Bürger. Das muss doch möglich sein. Tolle Vorlagen haben Carl-Bruno Blatter vom Haarstudio Blatter und Doris Schwaabe von der Sani-Plus-Apotheke im PEP geliefert. Sie spendeten am Mittwoch spontan je 3.000 Euro. Dazu kamen nochmals 750 Euro von Annette und Harald Weber, gefolgt von weiteren spontanen Spenden. Der Zug rollt langsam, aber beständig. Aufspringen jederzeit möglich und erwünscht.

Jetzt ist jeder Münchner gefordert, alle Freunde des Deutschen Theaters, denn: München braucht das Deutsche Theater. Ist es erstmal geschlossen, dann ist alles zu spät. Und hilft auch kein Bedauern mehr. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 01.07.2004
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