Frage der Woche: Schwabinger Stil oder afrikanische Art

Ganz München feiert

Wo Samba und Kinderwagen zusammenkommen: Das Streetlife-Festival lockte letztes Jahr 400.000 Besucher.	Fotos: Streetlife

Wo Samba und Kinderwagen zusammenkommen: Das Streetlife-Festival lockte letztes Jahr 400.000 Besucher. Fotos: Streetlife

Der Sommer hat sich also doch noch entschlossen, in München anzukommen. Das merkt man an Trägerhemdchen und Flip-Flops, die allenthalben über den Asphalt knallen. Und das merkt man an den zahlreichen Festivals, die zu dieser Jahreszeit in Serie gehen. Tollwood, Theatron, Straßenfeste und der Englische Garten... Vor der Lebensfreude ist in diesen Tagen Entscheidungsfreude gefragt. Dieses Wochenende laden gleich zwei spannende Veranstaltungen zum Flanieren und Feiern ein, nämlich das Streetlife Festival und die Afrika Tage.

Der durchschnittliche Münchner stellt sich unter Afrika vor allem drei Dinge vor: Wüste, hungernde Kinder und Bürgerkriege. Afrika ist aber viel mehr und auch viel schöner, allein die knapp 10.000 afrikanischen Mitbürger in unserer Stadt sollten Anreiz sein, mehr über diesen Kontinent zu erfahren. Die Afrika-Tage auf der Theresienwiese (11.-13. Juni) sollen das ändern.

Bunt, laut, schön und fröhlich - so präsentieren sich die Afrika-Tage auf der Theresienwiese. Verschiedene Musiker bringen den Münchnern die Klänge ihres Kontinents nahe, einer von ihnen ist Manu Dibango. Der Saxophonist aus Kamerun ist eine Legende unter den Afro-Jazzern. Seit über 40 Jahren lebt er in Paris, wo er sich mit seinem Soul Makossa bei Weltmusik-Fans einen Namen gemacht hat. (Samstag, 19 Uhr im Hauptzelt)

Reggae aus Afrika? Vor zwanzig Jahren noch undenkbar, doch seit Lucky Dube liegt die Karibik in der Nähe von Afrika. Am Sonntag um 19 Uhr (Hauptzelt) stellt er sein aktuelles Album „The Other Side“ vor – ein „must“ für alle Rastakids und solche, die es werden wollen.

Wer nicht nur Rastafari-Klänge hört, sondern auch gerne danach aussieht, begibt sich auf den „Bazaar der Lebensfreude“. Dort kann man sich entsprechende Haarprachten zulegen, junge afrikanische Mode bewundern oder sich selbst an den Trommeln versuchen.

Aber natürlich sollen auch die traurigen Seiten Afrikas angesprochen werden. Zahlreiche Hilfsorganisationen stellen deshalb auf dem Festival ihre Arbeit vor. Die Deutsche Welthungerhilfe veranstaltet Dia-Vorträge im EineWeltHaus (Schwanthalerstraße 80), die Entwicklungshelferin Dorothee Kolbe berichtet dabei von ihren Erfahrungen im westafrikanischen Mali (Samstag, 16 Uhr).

Außerdem informieren unter anderem der Münchner Flüchtlingsrat, die Organisation „CARE“ und das „NordSüd Forum“ vor Ort. Auch die Straßen werden an diesem Wochenende stark bevölkert sein, denn die Münchner erobern ab Samstag für zwei Tage die Leopold- und Ludwigsstraße zurück. Das ganze Wochenende ist die Strecke vom Siegestor bis zur Münchner Freiheit für Autofahrer gesperrt. Statt ihrer versammeln sich Umweltschützer und Punk-Rocker, Straßenkünstler und Sportbegeisterte, Schwabinger und Sendlinger zum Feiern, Trinken, Tanzen und Diskutieren.

Veranstaltet wird das Festival namens „Streetlife“ unter anderem vom Münchner Umweltschutzverein „Green City“ und dem „Kreisjugendring München-Stadt“, entsprechend jung und ökologisch sind die Themen auf der Flaniermeile. Zwischen Schellingstraße und der Universität können Alternativen zum Auto getestet werden – Rollerblades, Solarmobile und Fahrräder sind willkommen. Umweltfreundlich geht es auch auf der Kulturbühne des „Bund Naturschutzes“ zu. Dort erfahren die Münchner, wie die Menschheit ihre Energie erzeugen will, wenn eines Tages das Erdöl ausgeht.

Und auch für Party ist Platz genug bei soviel Straße. Von der großen Streetlife-Bühne am Siegestor (Improvisationstheater und Live-Musik) bis zur Leopoldstraße (Zauberkünstler und Feuerjongleure) können die Besucher einen bunten Musikreigen genießen. Und wer die ersten EM-Spiele nicht verpassen will, macht es sich im „Wohnzimmer der Begeisterung“ bequem. Auf dem Rasen gibt es dort Live-Übertragungen zu sehen.

Es gilt dieses Wochenende also vor allem eines: Raus auf die Straße. Denn Sommer ist immer gut, egal ob nach afrikanischer Art oder im Schwabinger Stil. Von Meredith Haaf

Artikel vom 10.06.2004
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