Münchner Tafel versorgt jetzt auch Bedürftige im Nordosten mit Lebensmitteln

Vernichten? Verschenken!

Premiere der Münchner Tafel vor der Vaterunserkirche am 13. Mai mit einem Großaufgebot an ehrenamtlichen Helfern: darunter Horst Schmid, ganz vorne links mit Käppi und ohne Schürze. 	Foto: ms

Premiere der Münchner Tafel vor der Vaterunserkirche am 13. Mai mit einem Großaufgebot an ehrenamtlichen Helfern: darunter Horst Schmid, ganz vorne links mit Käppi und ohne Schürze. Foto: ms

Oberföhring · Es könnte jeden treffen. Weniger Jobs, hohe Mieten, steigende Preise. Der Überlebenskampf auch in einer Stadt wie München wird härter. Und selbst in scheinbar gutsituierten Stadtteilen geht ein Gespenst um: Armut.

»In Bogenhausen gibt gibt es nicht nur Reiche«, meint Horst Schmid, »hier existiert viel versteckte Armut und es sind auch Menschen davon betroffen, denen man das nicht unbedingt ansieht.«

Der Oberföhringer im Vorruhestand muss es wissen. Er arbeitet seit fünf Jahren ehrenamtlich für die »Münchner Tafel«. Idee des Vereins ist, Überschussproduktionen der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie vor der Vernichtung zu bewahren und sie an bedürftige und hungernde Menschen weiterzugeben.

Seit zehn Jahren verteilen 120 ehrenamtliche Helfer Woche für Woche kostenlos Lebensmittel an 10.000 Bedürftige an bisher 17 Verteilstationen in fast ganz München – meist sozialen Einrichtungen. Im Münchner Nordosten aber gab es bisher keine einzige Station der »Münchner Tafel«. Seit Mitte Mai können sich nun auch hier Bedürftige kostenlos Lebensmittel abholen: jeden Donnerstag (außer Feiertagen) um 14 Uhr vor der Vaterunserkirche am Fritz-Meyer-Weg.

Die insgesamt 18 Mitarbeiter der Gemeinden der Vaterunserkirche, St.-Thomas und St.-Lorenz verteilen Grundnahrungsmittel wie Brot, frisches Gemüse und Obst oder Milchprodukte, die Schmid und weitere Helfer mit einem der sechs Vereinstransporter und auch Privatfahrzeugen frühmorgens in der Großmarkthalle und anderen Betrieben abholt. Nur Kartoffeln kauft der Verein dazu. Um das alles kostenlos zu erhalten, sind der Sozialhilfebescheid, Grundsicherungsbescheid oder auch eine glaubwürdige Referenz von Dritten vorzulegen.

Bedarf sei vorhanden, so Schmid, der sich seit zwei Jahren für die Station Nordost eingesetzt und bereits die in Giesing aufgebaut hat. Laut Sozialamt seien im Stadtbezirk etwa 100 bis 200 Menschen »bedürftig«.

In ganz München gelten 156.000 Männer, Frauen und Kinder als arm. Laut aktuellem Armutsbericht ist die Armut in der Isarmetropole zwischen 2000 und 2002 um 4,8 Prozent gestiegen. Hauptursache ist Arbeitslosigkeit. Aber auch immer mehr erwerbstätige Menschen sind auf Sozialhilfe angewiesen, weil ihr Einkommen nicht zum Leben reicht. »Dass man unverschuldet zum Sozialfall wird, meint Schmid, »das kann jedem passieren.« Michaela Schmid

Artikel vom 26.05.2004
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