Studenten präsentieren das neue München

Aufwertung für Mittleren Ring

Nicht ganz gewöhnlich planen die Münchner Studenten, hier am Luise-Kiesselbach-Platz. 	Foto: LH München

Nicht ganz gewöhnlich planen die Münchner Studenten, hier am Luise-Kiesselbach-Platz. Foto: LH München

Neue Architekten braucht die Stadt. Zumindest sehen das die Mitarbeiter des städtischen Planungsreferates so. Denn wie gebaut werden soll, und vor allem was ist in München derzeit ziemlich umstritten. Siehe Hochhausdebatte, siehe Mittlerer Ring.

Passend dazu wurde vergangene Woche im PlanTreff in der Blumenstraße 31 die Ausstellung „Stadtraum Mittlerer Ring“ eröffnet. Studenten der Fachhochschule (FH) und der Technischen Universität München waren aufgefordert, die beiden Großbaustellen am Effnerplatz und am Luise-Kiesselbach-Platz neu zu gestalten.

„Hier wächst eine ganz neue Planungsgeneration heran“, sagte Wolfgang Brune, der das Projekt an der FH betreute. Stadtbaurätin Christiane Thalgott stimmt dem zu: „Diese Studenten trauen sich einfach mehr. Die Realität spielt bei ihren Entwürfen noch keine so große Rolle, wie bei professionellen Planern.“

Die Klasse der TU beschäftigte sich über zwei Semester mit Wohnmöglichkeiten am Effnerplatz, der gerade untertunnelt wird. Bis 2006 soll die Baustelle fertig sein, unklar ist, was mit dem Platz danach geschehen soll.

Kathrin Rohr und Michael Fischer studieren beide im 10. Semester Architektur. Ihren Vorschlag haben sie „Stadtquartier Effnerplatz“ genannt. „Das Problem dort ist, dass die Bebauung sehr heterogen angelegt ist. Nichts passt wirklich zusammen“, erklärt Rohr. Größtes Hindernis sind die beiden „monumentalen Hochhäuser“, das Arabella-Gebäude und der Turm der HypoVereinsbank. „Wir haben die Kreuzung einfach verkleinert, und den Platz geschlossener angelegt,“ erklärt Fischer. Um die Hochhäuser herum sollen dann hübsche kleine Reihenhäuser entstehen, mit Blick auf - die Hochhäuser.

Etwas phantasievoller ging es in der FH zu. Ihre Themenvorgabe lautete: Hohe Häuser am Luise-Kiesselbach-Platz. Da wurde eine Art Planungsmaschine entwickelt, die dem Architekten per Knopfdruck die Entscheidung abnimmt. Daniel Rohlek und Ivo Hermann legten für den Luise-Kiesselbach-Platz erst einmal eine soziologische Studie an. „Wir haben schnell festgestellt, dass dort ganz unterschiedliche Gruppen zusammenkommen. Familien, Berufstätige, alte Leute“, erklärt Rohlek. Wenn der Tunnelbau beendet ist, stehen Stadtplanern etwa 80.000 Quadratmeter zur Verfügung. „Der Stadtteil besitzt überhaupt kein Zentrum. Der Platz muss erlebbar gemacht werden.“

Ihr Entwurf mit dem Titel „Urban Envelope“ ist eine futuristische Ringkonstruktion. Ein Einkaufszentrum mit Kinos, Restaurants und was sonst so zum Stadterlebnis gehört – sehr originell und vollkommen unrealistisch. „Diese Entwürde werden sicher nicht realisiert“, gibt auch Stadtplanerin Dina Straße zu. „Gerade am Luise-Kiesselbach-Platz freuen sich die Anwohner einfach zu sehr auf eine große Grünfläche. Die möchten dort am liebsten gar nichts mehr bauen.“ Trotzdem betont sie, wie wichtig solche Projekte sind. „Die Studenten trauen sich, auch Pläne zu entwerfen, die nicht zu bauen sind. Aber nur so können sich Städte entwickeln. Wir können ja nicht für immer im 19. Jahrhundert stehen bleiben – auch architektonisch nicht.“ Und wenn man die Ideen der heranwachsenden Generation anschaut, kann man davon ausgehen, dass wir sehr bald im 21. Jahrhundert angekommen sein werden. Die Ausstellung ist bis zum 4. Juni täglich von 10.00-17.00 geöffnet. Von Meredith Haaf

Artikel vom 20.05.2004
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