Drei Meter hohes Holzkreuz vor Erlöserkirche als Mahnmal für Arbeitslosigkeit

Angst, Druck, Schweigen

Arbeitslose konnten vergangene Woche ihre Zukunftswünsche symbolisch »ans Kreuz nageln«.	Foto: Privat

Arbeitslose konnten vergangene Woche ihre Zukunftswünsche symbolisch »ans Kreuz nageln«. Foto: Privat

Schwabing · Die neuen Arbeitslosenzahlen für April 2004 liegen vor und obwohl München mit 5,9 Prozent im Gegensatz zu anderen deutschen Großstädten eine relativ niedrige Arbeitslosenquote hat, ist auch in der Landeshauptstadt Arbeit rar.

Deshalb hat sich nun die Schwabinger Erlöserkirche mit zahlreichen Arbeitslosenorganisationen zusammengeschlossen, um auf das wachsende Problem »keine Arbeit zu haben« aufmerksam zu machen. Deshalb wurde am vergangenen Mittwoch ein drei Meter hohes Holzkreuz von der St. Ursula Gemeinde zur Erlöserkirche getragen: »Sieben Mann, zum Teil selbst arbeitslos, haben das sogenannte ›Kreuz der Arbeitslosigkeit‹ getragen und ein Zug von ca. 20 weiteren Arbeitslosen zog hinterher«, erzählt Philipp Büttner vom Evangelischen Kirchlichen Dienst der Arbeitslosenwelt (KDA).

Christiane Gruzlewski Mitarbeiterin der Erlöserkirche, war vor circa einem halben Jahr bei einem Sozialforum vor dem Münchner Arbeitsamt auf das Kreuz aufmerksam geworden und wusste sofort: »Das muss ich in meiner Kirche haben und das Kreuz braucht einen festen Standort.« Dieser ist laut Büttner auch ganz gezielt gewählt: »Wir haben uns bewusst für den Standort an der Münchner Freiheit entschieden, hier entsteht quasi ein Kontrast zur schicken Leopoldstraße«, erklärt er. Denn auch in Schwabing gibt es Arbeitslose: »In Schwabing waren im vergangenen Dezember 1.990 Menschen ohne Arbeit. Zwar gibt es Stadtbezirke mit mehr Arbeitslosigkeit, doch auch hier muss geholfen werden«, berichtet Mike Gallen von der Katholischen Arbeitslosenseelsorge (ASS).

Ab sofort können nun Arbeitsuchende ihre Wünsche mit kleinen Zetteln an das Kreuz hängen und dieses Angebot wurde bislang auch schon rege genutzt. So kann man beispielsweise folgende zwei Zitate am Kreuz finden: »Arbeitslosigkeit ist ein Tabu, das muss sich ändern« oder »Die Angst, und der Druck, das Schweigen «.

Doch mit dem Kreuz allein ist es noch lange nicht getan, denn: »Es wird nun auch ein Buch geben in dem die Leute ihre Gedanken zu diesem Thema verewigen können. Außerdem können sich Betroffene an einem Infotisch in der Kirche über die neuesten Veranstaltungen für Arbeitslose informieren« erklärt Gallen. Gruzlewski plant nun einen Arbeitskreis »Visionen« in ihrer Gemeinde einzuführen: »Die Gruppe soll sich mit Verantwortung den Benachteiligten widmen. Man muss sich solcher politischen Themen auch in der Kirche annehmen«. Wer sich für das Kreuz interessiert, hat noch etwas Zeit, denn dieses wird bis Mai 2005 vor der Kirche zu sehen sein. K. Schubert

Artikel vom 13.05.2004
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...