Die Isar fließt wieder in alten Bahnen und lädt zum Baden ein

Ein Bergfluss für München

Die Gewässerqualität der Isar steigt weiter – erfreulich für Fische, Badende und Angler.

Die Gewässerqualität der Isar steigt weiter – erfreulich für Fische, Badende und Angler.

Auf einer Länge von insgesamt 13,7 Kilometern gluckst sie durch das Stadtgebiet und gehört zu München wie die Wiesn und die beiden Münchner Traditionsfußballvereine: Die Isar ist nicht nur ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt, sondern ermöglicht auch das Leben in München: Mehr als 12.000 Haushalte in München versorgt die „Reißende“, wie der Fluss übersetzt heißt, mit sauberem Strom aus Wasserkraft.

Für wesentlich mehr Menschen dienen die Isarauen im Norden der Stadt oder der Flaucher im Süden als wichtiges Naherholungsgebiet. So schön der Fluss ist, im Moment ist er nur ein von Industrie und überholter Stadtplanung verkrüppelter Fluss, der nur wenig mit dem gemein hat, was der „Reißenden“ einst ihren Namen gab.

Das wird in wenigen Monaten schon anders sein: Statt gerader Kiesbetten und einem ruhigen Wasserlauf wird die Isar fröhlich glucksend durch das Münchner Stadtgebiet fließen. Statt betonierter Flussbetten werden dann Felsbrocken den Isarlauf säumen und dafür sorgen, dass der Fluss sich wie in Urzeiten wieder selbst seinen Weg durch die Natur sucht. Renaturierung heißt das Zauberwort, das die Isar wieder zu dem natürlichen Gebirgsfluss machen wird, der sie einst schon einmal war.

Anlass für die nicht ganz billige Isar-Renaturierung ist die Bundesgartenschau, die 2005 in München gastieren wird. Insgesamt 28 Millionen Euro lassen sich Freistaat und Stadt das ehrgeizige Projekt kosten. Doch bevor der Fluss sich wieder in seinem natürlichen Flussbett bewegen kann, mussten etliche Bagger ran und die Bausünden der letzten 200 Jahren wieder rückgängig machen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sowohl im Isartal bei Pullach, als auch an der Thalkirchner Brücke und nördlich des Flauchers kann das faszinierende Naturschauspiel schon bewundert werden. Gebaut wird noch zwischen Brudermühl- und Braunauer Eisenbahnbrücke, doch bis zur Eröffnung der Bundesgartenschau wird auch dieser Bauabschnitt fertig sein. Netter Nebeneffekt der Renaturierung: Durch die Aufweitung des Flussbettes und die Ersetzung von Beton-Querschwellen im Isarlauf durch Felsbrocken wird der Fluss hochwassersicherer gemacht. Zwar besitzt München durch den Sylvensteinspeicher schon einen sehr wirkungsvollen Schutz vor der nassen Naturgewalt, doch die neuen Maßnahmen sind nicht nur schöner, sondern auch natürlicher und zudem eine wirkungsvolle Ergänzung zum Wasserspeicher im Oberland.

Doch nicht alle freuen sich über die Renaturierung. Zwar gibt es in München wohl niemanden, der ernsthaft etwas gegen die Baumaßnahmen einzuwenden hat, doch teils erbitterte Diskussionen über das „Wie“ werden durchaus geführt. Vor allem der Streckenabschnitt zwischen Braunauer Eisenbahnbrücke und Deutschem Museum erhitzt die Gemüter. Der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs hat vor allem bei den betroffenen Bezirksausschüssen in Au/Haidhausen, der Isar- und der Ludwigsvorstadt für Unmut gesorgt: „Da wird zu viel Beton verbaut“, kritisierte Alexander Spickenreuther, Fraktionsvorsitzender der SPD im BA Au/Haidhausen, bereits im vergangenen November stellvertretend für viele andere Stadtteilpolitiker.

Sowohl Stadtteilpolitiker, als auch viele Bürger favorisieren den zweiten Sieger des Wettbewerbs. Um den Streit beizulegen und eine für alle Beteiligten vertretbare Lösung zu suchen, gab OB Christian Ude im Januar schließlich nach und installierte einen externen, unabhängigen Vermittler. Gemeinsam mit Experten soll nun unter Bürgerbeteiligung nach einer Lösung gesucht werden. Doch damit ist klar, dass dieser wohl prominenteste Bauabschnitt auf keinen Fall bis zur Bundesgartenschau fertig gestellt werden kann.

Bereits in diesem Jahr schon können sich die Münchner am angenehmsten Nebenaspekt der Renaturierung erfreuen: Die Isar wird Münchens längstes Freibad. Schon im vergangenen Jahr wurden die Klärwerke südlich von München mit so genannten UV-Filtern ausgestattet. Dadurch wird der Anteil der gefährlichen Keime, etwa der Kolibakterien, weitgehend reduziert.

„Die Anlagen funktionieren und die Isar ist auch sauber“, bestätigt Stefan Joven vom Wasserwirtschaftsamt München. „Zwar liegt noch keine offizielle Freigabe vor“, doch grundsätzlich könne in der Isar auch jetzt schon ohne Bedenken gebadet werden, so der Isarexperte. Von Filippo Cataldo

Artikel vom 01.05.2004
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