Der „Tag der Arbeit“ in München

Kampf war gestern

Unterstützen den Klassenkampf am „Tag der Arbeit“: Die „Trashmonkeys“.	Foto: VA

Unterstützen den Klassenkampf am „Tag der Arbeit“: Die „Trashmonkeys“. Foto: VA

Seit 1890 wird in München der 1. Mai gefeiert. Was ursprünglich sowohl als Feiertag für ausgebeutete Arbeiterinnen und Arbeiter, als auch als politische Demonstration zur Wahrung gewerkschaftlicher Interessen gedacht war, hat sich mittlerweile zu einem bunten Fest gewandelt.

Politischen Anspruch hat der 1. Mai in München freilich noch immer. In diesem Jahr steht die Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ganz im Zeichen der EU-Osterweiterung: „Unser Europa – frei, gleich, gerecht“ heißt das Motto auf dem Marienplatz.

Mit alten Klassenkampf-Parolen und radikalen Demonstrationen hat der 1. Mai zumindest in München nichts mehr gemein. Die Veranstaltungen gleichen eher fröhlichen Festspielen. Eine ganz andere Bedeutung hat der Begriff „1. Mai-Festspiele“ dagegen in Berlin, wo sich in Kreuzberg Chaoten und Polizisten immer noch ihre traditionellen Straßenschlachten liefern.

Von Straßenschlachten ist München gottlob weit entfernt, hier packen die meisten Gewerkschafter ihre Familien mit ein um den „Tag der Arbeit“ zu feiern. Bereits am Samstag um 10.45 Uhr spielt vor dem ehemaligen Gebäude des Arbeitsamtes, das inzwischen Neudeutsch „Agentur für Arbeit“ heißt, die Kapelle der Münchner Trambahnfahrer, um die Mai-Demonstranten auf den Tag einzustimmen.

Die eigentliche Show beginnt um 12 Uhr am Marienplatz mit Reden von Helmut Schmid, dem DGB-Vorsitzenden München und OB Christian Ude. Etwas Klassenkampf wird zu hören sein und Protest gegen den Sozialabbau. Die Teilnehmer werden das alles geduldig ertragen, schließlich wissen sie, dass ab 13 Uhr das Kultur- und Familienfest am Marienplatz und dem Viktualienmarkt mit viel Musik, Speis und Trank zu fairen Preisen auf sie wartet.

Abends dann organisiert die DGB-Jugend traditionsgemäß ein kostenloses Konzert auf dem Marienplatz. Die meisten jugendlichen Besucher des „Fun-For-Free-Festivals“ werden zwar von Klassenkampf noch nicht viel gehört haben und auch sonst nicht viel mit der Arbeit von Gewerkschaften anfangen können.

Aber heutzutage steht auch bei den Gewerkschaften manchmal der Spaß im Vordergrund. Mithelfen wollen die Bands „Waikiki Beach Bombers“, „Trashmonkeys“, „La Kinky Beat“ und der Münchner HipHop-Botschafter Free’z. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Von Luca Cherubino

Artikel vom 30.04.2004
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