Lesung mit Anna Bolecka und Dawid Bienkowski

Ortszeit Warschau

Neuhausen · Die Lesereihe Ortszeit des Goethe-Forums wird am Dienstag, 4. Mai, um 19 Uhr im Rahmen der Münchner Osteuropa-Woche mit der Stadt Warschau fortgesetzt. Zwei Autoren stellen ihre Stadt vor: Die Erzählerin Anna Bolecka, die als elitäre Einzelgängerin der polnischen Literatur gilt, und Dawid Bienkowski, ein in Deutschland noch unbekannter, in Polen hochgerühmter Schriftsteller der jungen Generation.

Vor der Lesung wird der Film »Mein Warschau« von Maria Zmarz-Koczanowicz gezeigt, in dem bekannte Personen des polnischen Kulturlebens, aber auch Menschen auf der Straße von ihrem Warschau erzählen. Den Abend moderiert Milena G. Klipingat. Die drastische polnische Geschichte hat die Stadt an der Weichsel und ihre Menschen geprägt. Nach Kriegsende war Warschau nur Schutt und Asche; langsam wurde die Hauptstadt Polens restauriert und entwickelt sich in der postkommunistischen Zeit zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum.

Anna Bolecka debütierte 1989 mit dem Roman »Flieg gen Himmel«, berühmt wurde sie jedoch erst mit ihrem zweiten Roman »Der weiße Stein« (1994). In diesem Buch widmet sich die Autorin der Geschichte ihrer eigenen Familie. Es ist eine poetische Reise in die Vergangenheit, in die Welt des Urgroßvaters und stellt eine Art verlorenes Paradies dar; es ist eine Welt, in der Ordnung, Harmonie und Schönheit herrschen, bestimmt von einem ruhigen Alltagsrhythmus und der Nähe zur Natur.

Einen anderen Charakter hat der Roman Boleckas »Lieber Franz« (1999) der in fiktiven Briefen das Leben Kafkas und der Personen aus seiner Umgebung schildert. Das Romandebüt »ES IST« von Dawid Bienkowski ist – wie ein Kritiker vermerkte – »ein durch seine Aufrichtigkeit und Kühnheit faszinierendes Porträt einer Generation, die in den Jahren der Solidarnosc und des Kriegsrechts herangewachsen ist«. Für diesen Roman erhielt Dawid Bienkowski den Preis der Koscielski-Stiftung.

Artikel vom 22.04.2004
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