EHC München beendet Saison mit spontaner Feier auf dem Eis

Am Ende gab's Tränen

"Gutes Spiel, Jungs!" Foto: mh

"Gutes Spiel, Jungs!" Foto: mh

Die Enkelin drückte sich zu ihrem Opa, dem die Tränen in den Augen stehen. Soviel Gefühl zeigte EHC-Coach Michael Eibl noch nie und wird es auch nicht mehr tun, zumindest nicht in München: Am Sonntag Abend endete die Ära Eibl beim EHC München.

Es ist ein Ende mit minutenlangen Beifallsbekundungen und mit einem Trainer, der nach einem kurzen Anflug von Wehmut wieder in die Runde lacht. Vor wenigen Minuten hat sich seine Mannschaft mit einer klaren 1:4 Niederlage gegen die „Fishtown Penguins“ aus Bremerhaven aus der Saison verabschiedet, und doch freuen sich, hoch über dem Eis, Funktionäre, Sponsoren und Spielerfrauen. Mit Recht, wie Eibl zum Abschluss mit fester Stimme, aber doch sichtlich bewegt in seinem liebgewonnenen Niederbayerisch erklärt: „Ich sollte hier während meiner Amtszeit zwei Ziele erreichen: Erstens die Bayernliga-Meisterschaft und zweitens die Oberligameisterrunde. Beides habe ich zusammen mit der Mannschaft geschafft. Darauf bin ich stolz. Ich hinterlasse eine gefestigte Mannschaft, die in der nächsten Saison vielleicht sogar aufsteigen kann“. Allerdings ohne Eibl. Denn der Trainer, dem es nach eigenem Bekunden immer das Wichtigste war, eine eingeschworene Mannschaft auf dem Eis zu haben, hört auf. Oberliga-Eishockey ist dem Coach, im Hauptberuf Berufsschullehrer, einfach zu anstrengend geworden. Vielleicht hängt er noch ein, zwei Jahre in der weniger stressigen Bayernliga an, den großen EHC wird er aber nicht mehr Trainieren. Er hinterlässt eine Lücke beim EHC. Das wissen auch die Fans, die den erfahrenen Trainer am Anfang seiner Dienstzeit noch skeptisch beäugt hatten. Doch spätestens an diesem Sonntag, dem letzten Spieltag, war auch das vergessen: Der raubeinige Coach wurde mit Spruchchören bedacht, später entrollten die Fans ein Plakat mit der Aufschrift „Danke für die geile Saison“. Ovationen aus der Nordkurve gab es, trotz der klaren Niederlage, auch für die Mannschaft. Insgesamt drei Mal wurden die EHC-Cracks wieder aufs Eis gerufen, minutenlang wurden sie von den Fans gefeiert. Drei Spieler mussten sogar noch Solopartien hinlegen: Gleich nach der Schlusssirene brüllten 2000 Kehlen in der Nordkurve „Leahy, Leahy, Tim Leahy“. „Mr. Playoff“ hatte das einzige EHC-Tor an diesem Abend erzielt und war, wie so oft in den letzten Wochen, der beste Münchner auf dem Eis. Goalie Patrick Koslow, der nach Duisburg in die zweite Liga wechselt, durfte sich feiern lassen für seine hervorragenden Leistungen in der letzten Saison. Und auch der zweite Mann im Tor, Joey Vollmer, am Sonntag ein bisschen der Pechvogel des Teams, durfte noch ein Mal seinen Indianertanz aufs Eis legen. Und weil der Abend gar so schön war, wurden auch noch die Spieler aus Bremerhaven frenetisch gefeiert. Von Münchner Fans und Spielern wohlgemerkt. Die Fans jubelten beiden Teams zu, und die Münchner Spieler spritzten die Aufsteiger und sich selbst mit bayerischem Bier ab. Schließlich gab es noch die „Doppel-Raupe“ zu bestaunen: Beide Mannschaften verabschiedeten sich auf Knien von der Nordkurve. Nicht wenige werden bedauert haben, dass Bremerhaven in der kommenden Saison in der Bundesliga spielt – die am Sonntag neu entstandene Fanfreundschaft muss jetzt erst mal auf Eis gelegt werden. Filippo Cataldo

Artikel vom 05.04.2004
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