Kommunalausschuss: Mehr weibliche Ehrungen bei Straßennamen

Schluss mit dem Ungleichgewicht

München · Straßennamen sind in vielen Städten Deutschlands Männersache. In München beispielsweise gibt es insgesamt cirka 6.000 Straßen, davon haben 2.672 einen männlichen, nur 237 einen Frauennamen; der Rest sind Orts- oder Sachbezeichnungen.

In Zahlen ausgedrückt haben die Männer bei Straßenbenennungen einen klaren Vorsprung: auf elf männliche, kommt eine weibliche Straßenbenennung. Durchschnittlich 20 Straßennamen werden in München jährlich neu vergeben. Auch die eingereichten Namensvorschläge aus den politischen Gremien, von Initiativen, Firmen und Privatpersonen befassen sich in der Mehrzahl mit der Ehrung verdienter männlicher Personen – das haben die statistischen Auswertungen des Städtischen Vermessungsamtes seit Dezember 1989 ergeben.

Diese Zahlen sind dem Kommunalausschuss vergangene Woche vorgelegt worden. Eine spürbare Verbesserung der ungleichgewichtigen Verteilungen der mit einer Straßenbenennung geehrten Frauen und Männer, die sich über mehr als 100 Jahren entwickelte, ist nur sehr langfristig zu erzielen, so das Resümee des Städtischen Vermessungsamtes. Seit 1801 gibt es in München Straßennamen.

Die Frauen eroberten die Wege ab 1808: Es waren Königinnen und Herzoginnen. Von der Elisen- über die Amalien- bis zur Theresienstraße reicht die Palette. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen allgemeine weibliche Vornamen ins Gespräch: Ida, Barbara, Olga. 1858 wurde in München eine erste bürgerliche Frau aufgrund ihrer Verdienste für die Stadt mit einem Straßennamen geehrt: Es war Anna Reitmor im Jahr 1898. Im Jahre 1992 hat der Münchner Stadtrat den Beschluss gefasst, »Plätze und Straßen verstärkt nach Frauen zu benennen.« In gemeinsamen Bemühungen mit der Frauengleichstellungsstelle, ist es dem Kommunalreferat- Vermessungsamt gelungen, bei Neubenennung die Verteilung der damit geehrten Frauen und Männer seit dem Jahr 2000 auf ein Verhältnis von 1:1,7 zu verbessern.

Wo immer möglich, wo immer neue Stadtviertel entstehen, sollen Künstlerinnen, Politikerinnen oder Wissenschaftlerinnen als Namenspatroninnen dienen. Im Rahmen von Benennungskonzepten für Neubaugebiete sind besonders verdiente weibliche Persönlichkeiten mit einer Straßenbenennung zu ehren. Die bisher geübte und bewährte Praxis, neue Straßen in der Regel im Zusammenhang mit den Nachbarstraßen thematisch zusammenhängend zu benennen, ist davon unberührt. Dem Vorschlag von Kommunalreferentin Gabriele Friderich, sich dafür einzusetzen, dass bei der Benennung von einzelnen Straßen in mehr als der Hälfte der Fälle weibliche Persönlichkeiten Berücksichtigung finden, stimmten die Mitglieder des Kommunalausschusses einstimmig zu. Allerdings ist das Kommunalreferat beim Benennungsverfahren von den eingereichten Vorschlägen aus dem politischen und anderen Bereichen abhängig.

Artikel vom 17.03.2004
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