Baumfällungen sorgen für Ärger bei Anwohnern / Ersatzpflanzungen geplant

Schwabings grüne Lunge

In der Siegesstraße fallen die Bäume. Anwohner sind empört.	Foto: Privat

In der Siegesstraße fallen die Bäume. Anwohner sind empört. Foto: Privat

Schwabing · Aufruhr in Schwabing: Ein Teil der grünen Lunge in dem Stadtteil wurde vor wenigen Tagen zerstört. Auf dem Gelände der ehemaligen Stadtwerke zwischen Feilitzsch-, Sieges- und Franzstraße wurde der gesamte Baumbestand abgeholzt. Marlen Raabe, Hausbesitzerin in der Siegesstraße, ist entsetzt: »Die Bäume sollten bereits vor Weihnachten gefällt werden, aber dagegen haben wir als Interessengemeinschaft der Hausbesitzer Einspruch eingelegt. Wir wollten erst einmal die Baugenehmigung abwarten, bevor die Bäume gefällt werden, denn diese war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erteilt.«

Nun, so mutmaßt sie, seien die Bäume wohl ohne Genehmigung gefällt worden. »Es wird ein schlafendes Walross auf dem ehemaligen Stadtwerkegelände entstehen, eine Betonschlucht, die die Lebensqualität in Schwabing enorm mindern wird. Die Menschen ziehen nach Schwabing, weil es hier schön grün ist. Aber damit ist es jetzt vorbei«, prophezeit Raabe.

Doch der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12), Werner Lederer-Piloty (SPD), versucht zu erklären: »Ursprünglich sollte das gesamte Stadtwerkegebäude abgerissen werden, doch der neue Besitzer hat die Bausubstanz prüfen lassen und es hat sich herausgestellt, dass ein Teil des an das Kaufhaus anschließenden Gebäude erhalten werden kann.« Jedoch sollte genau unter diesem Teil des Geländes eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen entstehen. Diese wird nun unter die Freifläche gebaut, wo die Bäume gefällt wurden. »Es werden 25 neue Bäume gepflanzt«, erklärt der BA-Vorsitzende und schwärmt: »Durch den Erhalt des Gebäudes kann in den vier Meter hohen Räumen beispielsweise ein Theater entstehen.«

Der Bezirksausschuss sei mit der Planung äußerst zufrieden, schließlich werde Schwabing durch das neuentstehende Wohngebäude mit darunterliegender Laden- und Gastronomiezeile aufgewertet. Marlen Raabe ist davon nicht überzeugt: »Wir fordern die Bäume zurück.«

»Waren die Baumfällungen die ersten Maßnahmen für den Bau der neuen Trambahnlinie 23?«, fragt sich die Perspektive Münchner Freiheit. »Keinesfalls«, dementiert Lederer-Piloty. »Pappeln sind anfällige Bäume. Sie überleben maximal 30 bis 40 Jahre. Bei den gefällten Bäumen handelt es sich um kranke Bäume, die beim nächsten Sturm hätten umknicken können.« Doch auch hier wird nachgepflanzt werden, verspricht Lederer-Piloty. Ob die grüne Lunge also wieder vollständig regeneriert werden kann, ist noch offen, der Wille ist augenscheinlich vorhanden. Kathrin Schubert

Artikel vom 26.02.2004
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