Hexenkessel kann Münchner Niederlage nicht verhindern

Auf dem Hosenboden

Hochkonzentriert lief das Spiel am Freitag.Foto: mh

Hochkonzentriert lief das Spiel am Freitag.Foto: mh

München · Es läuft das zweite Drittel des Heimspiels gegen Bremerhaven: München liegt mit einem Tor von Daniel Schury aus dem ersten Drittel knapp mit 1:0 in Front. Seit mehr als fünf Minuten peitschen die Anhänger in der Nordkurve der Eishalle am Oberwiesenfeld ihre Mannschaft frenetisch nach vorne.

Die Münchner spielen ebenso wie die Nordlichter hochkonzentriert. Ein Angriff nach dem anderen. Ein Topspiel. Auch in den Augen der Fans. »Brasilianische Gesänge« werden angestimmt, wie es später im Internet-Forum heißt. Ununterbrochen singen über tausend Kehlen die Melodie. Ununterbrochen bieten die zwölf Männer auf dem Eis eine konzentrierte, gute Partie.

Beide Mannschaften schenken sich nichts. München arbeitet etwas besser nach vorne, Bremerhaven kontert besser. Fünf Minuten vor Schluss des zweiten Drittels fahren die »Fischköpfe« aus dem hohen Norden wieder einen ihrer Konter, die Münchner Abwehr kann den polnischen Nationalspieler Patryk Pysz dieses eine Mal nicht aufhalten. Pysz zieht plötzlich aus nächster Distanz durch – und der Puck ist im Tor. Für einen Moment ist es vollkommen still in der Eishalle.

Doch bevor der Jubel der Bremerhavener Spieler bis auf das Tribünendach zu hören sein wird, stimmen die Fans in der Nordkurve »EHC, EHC!«-Sprechchöre an und bald schon singen sie wieder begeistert ihre Lieder. So laut, dass die hochgesteckten Erwartungen der letzten Wochen beinahe wieder vergessen sind. Noch mehr Fans soll der EHC bekommen, noch lauter soll es werden.

Und eigentlich bietet die Meisterrunde spannende Partien: Die erfolgreichen Underdogs aus München gegen gutverdienende Titelanwärter. Doch am vergangenen Freitag wieder nur Saisonschnitt in der Eishalle: 1600 begeisterte Fans. Gerüchte von unerwarteten Einnahmeausfällen machten in der letzten Zeit die Runde. Die anwesenden Fans zeigten an diesem Freitag, was sie von dieser Diskussion halten – nämlich nichts. »Natürlich wäre es schön, wenn noch mehr Leute kämen, aber wir unterstützen die Mannschaft doch so gut es geht«, war von einigen Fans während der Drittelpause zu hören. Das ist auch Mannschaft und Trainer klar. »Die Unterstützung ist super und sehr wichtig für uns. Die Fans sind ein Segen«, sagt etwa EHC-Coach Michael Eibl.

Als kurz nach Beginn des letzten Drittels Bremerhaven mit 1:2 in Führung geht, ist der Ehrgeiz der Münchner Spieler angestachelt.

Goalie »Joey« Vollmer knallt seinen Stock aufs Eis und der Blick von Ron Newhook geht beinahe entschuldigend Richtung Nordkurve. Eine kleine, ehrliche Geste des Kanadiers, die ankommt. Gemeinsam mit dem Taktgeber und Stadionsprecher Stefan Schneider singen sie unbeirrt gegen den Rückstand an. Und auch nach dem 1:3 verstummen sie nicht. Im Gegenteil, mit einem Mal stehen auch alle Anhänger auf der Geraden von ihren bequemen Sitzplätzen auf und feuern ihre Jungs an. Schließlich gelingt Peter Brearley der Anschlusstreffer, und die Fans zeigen, wie schnell sich die große Eishalle in einen Hexenkessel verwandeln kann.

Fast hätten sie den EHC an diesem Freitag sogar noch zum Ausgleich gepeitscht. Doch mehrere Glanzparaden des Gäste-Keepers verhinderten dies. Mit einer Niederlage im Rücken, musste der EHC dann am Sonntag gegen Peiting antreten. Doch ohne die eigenen Fans ist die Mannschaft nicht ganz so viel wert. Der EHC verlor nach Penalty-Schießen verdient mit 4:5 (Tore: Jann (2x), Leahy, Thomas Vogl). Vom Aufstieg in die zweite Liga wird nun erst einmal keiner reden wollen. Besser so, meint Fan-Sprecher Massimo Ferraro: »Dann können wir nächstes Jahr vor 5000 Fans in der Oberliga gegen Rosenheim spielen.« Na, wenn das keine Aussichten sind. Filippo Cataldo

Artikel vom 23.02.2004
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