EU-Erweiterungskommissar Verheugen zu Gast im Willi-Graf-Gymnasium

Auf den Zahn gefühlt

EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen (Mitte, rechts Franz Maget) stellte sich vergangene Woche den diversen Fragen der Schüler des Willi-Graf-Gymnasiums, hier Leon Hirth von der K 13 (li.).	Foto: ms

EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen (Mitte, rechts Franz Maget) stellte sich vergangene Woche den diversen Fragen der Schüler des Willi-Graf-Gymnasiums, hier Leon Hirth von der K 13 (li.). Foto: ms

Schwabing · Die Fragen haben es in sich. Auch wenn EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen bei seinem Besuch des Schwabinger Willi-Graf-Gymnasiums am vergangenen Donnerstag sicher keine nette Plauderstunde erwartet hat, entfährt dem SPD-Politiker während der gut zwei Stunden dann doch ein »Das sind schon Hämmer.«

Aber in seiner Stimme schwingt dabei weniger Entrüstung mit als vielmehr Respekt vor den etwa 150 Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums am Luitpoldpark, die an diesem, für die meisten unterrichtsfreien, Nachmittag freiwillig die Aula fast komplett füllen.

So ein bedeutender politischer Drahtzieher ist ja nicht alle Tage zu Gast. Denn Verheugen organisiert seit 1999 den Beitritt zehn weiterer Länder in die Europäische Union: Zypern, Tschechien, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei und Slowenien.

Ein gewaltiger Schritt für die Gemeinschaft aus im Moment 15 Staaten, der Freude, aber sicher auch so manche Ängste auslöst, wenn es nun am 1. Mai diesen Jahres so weit ist. Und so nutzen einige die einmalige Gelegenheit, um dem mächtigen EU-Politiker aus Brüssel mal etwas auf den Zahn zu fühlen.

Mit der Frage nach dem Beitrittstermin der Türkei etwa, habe er ja noch gerechnet, gesteht der 59-Jährige lächelnd. Geplant sei das seit den 60er Jahren. Klappen könne das aber erst »wenn die Bedingungen stimmen«, sprich vollständige Demokratie und Einhaltung der Menschenrechte. Seit zwei Jahren habe sich da aber sehr viel zum Positiven verändert, blickt Verheugen optimistisch in die Zukunft.

Außerdem wachse dem Land seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eine immer wichtigere Mittlerrolle zwischen Orient und Okzident zu. Aber auch auf die eher heikle Frage, ob denn die finanziellen Lasten in der EU gerecht verteilt seien und nicht eher Deutschland immer am meisten beisteuere, hat Verheugen halbwegs Überzeugendes parat: schließlich rechne sich langfristig das Geld für ärmere EU-Länder. Denn durch deren Aufschwung ergäben sich vor allem für Deutschland neue Absatzmärkte. Überhaupt sei der Anteil Deutschlands, größtes und wirtschaftlich stärkstes Land der EU, in den letzten Jahren weniger geworden. Statt früher 30 Prozent zahle das Land jetzt 22 Prozent Anteil am EU-Haushalt.

Eines gibt Verheugen aber den Schülern noch auf den Weg: Entweder zerfalle die Europäische Union oder werde zu einer demokratischen Weltmacht – »und diese Entwicklung werdet Ihr Jungen noch erleben.« Michaela Schmid

Artikel vom 05.02.2004
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