Gabi Stadler aus Hallbergmoos organisiert Proteste gegen Bildungskürzungen

»Ich hab’ nichts gegen Stoiber und Goppel«

Egal ob fünf oder zehn Prozent weniger Geld für die Bildung: Die Kürzungen sind »ein Schreckensszenario, das seines Gleichen sucht«, so Stadler.

Münchner Norden · »Ich denke, wir tun, was wir können!« Energisch blickt Gabi Stadler auf das Plakat über dem Eingang zur Münchner Universität. Dort ist etwas zu lesen vom Protest gegen die Kürzungen bei der Bildung und auch Stadler ist an diesem Tag unterwegs in Sachen Protest.

Wobei es heute eher um den Spaß nach getaner Arbeit geht: »Nach den Demonstrationen ist unser Rektor Huber so stolz auf uns, dass er zu einem kleinen Dankesempfang geladen hat.« Mit »uns« meint Stadler die Studentenvertreter und Organisatoren der Proteste in den letzten Wochen. Sie selbst hat auch nicht unwesentlich zur Schlagkraft der studentischen Demonstrationen beigetragen: »Bei der Großdemonstration im November war es meine Aufgabe, die beiden Züge zusammenzuführen und die Geschwindigkeit zu halten.

Und wider Erwarten hat es geklappt!« lacht die Lehramtsstudentin aus Hallbergmoos. Im normalen Studentenleben bereitet sich die 24-Jährige gerade auf ihren Beruf als Gymnasiallehrerin vor, Mathe und Physik möchte sie einmal unterrichten. Weit entfernt ist sie davon nicht mehr, hat sie doch bereits acht Semester hinter sich gebracht und bereits am Bertold-Brecht-Gymnasium als Aushilfslehrerin gearbeitet. Von Studienbeginn an hat sich Stadler aber auch für Hochschulpolitik interessiert. Und so schätzt sie momentan, dass viele Studenten die Kürzungen bei der Bildung »nur für ein einzelnen Fehlgriff von Stoiber« halten. Auch sie selbst hält eine Kampagne à la »Stoppt Stoiber« für übertrieben.

Trotzdem ist für die Studentin klar, dass die Kürzungspläne der bayerischen Staatsregierung so nicht durchgehen dürfen. Egal ob fünf oder zehn Prozent weniger Geld für die Bildung: Die Kürzungen sind »ein Schreckensszenario, das seines Gleichen sucht«, so Stadler.

Die angehende Lehrerin weiß, wovon sie spricht, schließlich ist sie seit einigen Semestern offiziell »Studentische Sprecherin« an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und seit Oktober auch Mitglied des Senats, dem höchsten Selbstverwaltungsgremium der LMU. Seit dem Bekanntwerden der Kürzungspläne vor einigen Wochen ist aus der korrekten Lehramtsstudentin Stadler beinahe so etwas wie eine Studentenführerin geworden.

Aber keine, die die Massen aufstachelt: »Gegen Stoiber und Goppel habe ich nichts. Ich kenne die beiden nicht persönlich.« Ganz im Gegenteil ist sie um politische Neutralität bemüht. »Ich halte mich aus der allgemeinen Politik sowieso raus.« Ob ihr das auch künftig gelingt, wird sich zeigen. Doch Stadler ist da ganz zuversichtlich, schließlich fühle sie sich »in Bayern sehr wohl«. Und wenn ihr Physik, Mathematik und Hochschulpolitik dann doch einmal zu viel werden, geht sie einfach in eine irische Bar und tanzt zu Folk-Musik. Ihr zweites Hobby allerdings ist vor einiger Zeit ausgewandert: »Ich war Fan des Eishockeyclubs Munich Barons, die sind ja aber leider nach Hamburg verkauft worden.« Macht aber nichts, der Fanschal wärmt immer noch und ist ein schmuckes Kleidungsstück für den Empfang beim Rektor. Max Hägler

Artikel vom 07.01.2004
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