Slevogt und Corinth im Lenbachhaus

Unwirklichkeit üben

Maxvorstadt · Vom 13. Dezember bis 14. März ist in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, Luisenstraße 33, die Ausstellung »Unwirklichkeit üben« zu sehen.

Sie ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ausstellung mit Werken von Lovis Corinth (1858-1925) und Max Slevog (1868-1932), die aus den Beständen des Lenbachhauses entwickelt und die Erforschung des Unwirklichen einsetzt.

Gerade weil sich beide Künstler ganz traditionellen Sujets widmen, wird das Ringen um eine Gestaltung, die eine Andeutung des Unfassbaren zulässt, umso spürbarer. In Corinths Werk tauchen vielfach Totenschädel, Skelette und andere Symbole der Vergänglichkeit auf, die zugleich auf freimaurerische Rituale verweisen. Kandinsky lehnte die Verwendung all der »abgebrauchten« Symbole entschieden ab. Als Kennzeichen der Modernität seines Werks gilt die Abstraktion.

Doch allen Künstlern ist in jener Umbruchszeit vom 19. zum 20. Jahrhundert das Ringen um neue Ausdrucksformen gemeinsam, das durchaus oft vom Scheitern begleitet ist, was sich etwa an Max Slevogts Versuchen ablesen lässt, für die Schrecken des Ersten Weltkriegs angemessene künstlerische Gestaltungsformen zu finden.

Ein ähnliches Problem ergibt sich dort, wo Corinth und Slevogt traditionellen Darstellungen christlicher Ikonographie folgen und doch einen spezifischen, zeitgenössischen Zugang zum Thema suchen. So treten die animalischen Züge des leidenden Christus expressiv hervor, und Corinth löst die Frage, wie Christi Blut in auch nur annähernd angemessener Weise malerisch dargestellt werden kann, mit der Wahl der reinen Farbe.

Beim Malen seiner Walchenseelandschaften sucht Corinth Distanz zur vorgefundenen Wirklichlichkeit, indem er auf das Verblassen der Farben in der Dämmerung wartet, um, ganz entrückt und gewissermaßen blind, das in der Vorstellung bereits vollendete Werk in kürzester Zeit zu realisieren.

Slevogt setzt dort, wo das nicht mehr Darstellbare thematisisiert wird, eine besondere Schwärze ein. Das Schwarzweiß der graphischen Blätter lässt größeren Freiraum für die Imagination und ist somit für die Thematisierung des Seelischen und Phantastischen besonders geeignet.

Artikel vom 11.12.2003
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...