Unterstützung im Alltag: Seit 13 Jahren Nachbarschaftsprojekt in der Seidlvilla

Helfende Hände

Gelebte Nachbarschaft im Stadtteil: Iva Bogdanova (rechts) begleitete die 89-jährige Friedel Landskron nach einem Autounfall die vergangenen zwei Wochen fast jeden Tag in ein Café an der Münchner Freiheit.	Foto: ms

Gelebte Nachbarschaft im Stadtteil: Iva Bogdanova (rechts) begleitete die 89-jährige Friedel Landskron nach einem Autounfall die vergangenen zwei Wochen fast jeden Tag in ein Café an der Münchner Freiheit. Foto: ms

Schwabing · Wenn Friedel Landskron nicht vor ein paar Wochen ein Autofahrer angefahren hätte, würde sie jetzt immer noch jeden Mittag ganz selbstständig in ihr Stammcafé an der Münchner Freiheit gehen – wie die letzen drei Jahre.

Doch obwohl der Unfall für die rüstige 89-Jährige eigentlich glimpflich ausging, ist sie im Moment noch etwas wacklig auf den Beinen. Allein auf der Straße ist nun zu gefährlich für die Schwabingerin.

Wie gut, dass es Iva Bogdanova gibt, die die alte Dame nun seit zwei Wochen für zwei, drei Stündchen zum Mittagessen begleitet. Gefunden haben sich die beiden über die Nachbarschaftshilfe in der Seidlvilla, die seit 13 Jahren etwa 100 mal im Jahr unkompliziert und erfolgreich Unterstützung im Alltag vermittelt – von Schwabingern für Schwabinger. »Nicht selten entwickeln sich daraus neue Freundschaften, weiß Dorothee Fichter, seit acht Jahren die einzige bezahlte Kraft bei der Nachbarschaftshilfe.

Denn das Ganze funktioniert auf ehrenamtlicher Basis. Besonders junge Familien mit kleinen Kindern, Alleinerziehende und ältere Menschen nehmen das Angebot in Anspruch. Dabei sei es nicht immer einfach, die richtigen Partner zu finden etwa beim Einkaufen, weiß Fichter: »Wichtig ist, dass die Chemie stimmt und dass beide Spaß haben – ein gutes Team eben.« »Ein besonderer Glücksgriff«, meint Dorothee Fichter, für die Nachbarschafthilfe und Landskron sei auch Iva Bogdanova.

Die 30-Jährige hatte sich als ehrenamtliche Helferin vorgestellt. Sie ist ihrem Mann aus Bulgarien nach München gefolgt, der an der Technischen Universität beschäftigt ist.

Doch die junge Frau hat keine Arbeitserlaubnis. Die studierte Politikwissenschaftlerin suchte eine »sinnvolle Tätigkeit« für tagsüber und wollte vor allem »richtig Deutsch lernen«, wie sie in flüssigem Deutsch erzählt. Und dabei ist sie zudem höchst zuverlässig, betont Friedel Landskron. »Pünktlich auf die Minute« habe sie täglich um 11.30 Uhr geklingelt. Mit dem Bus ging es dann gemütlich eingehängt in das Café – eine nette Abwechslung für die Seniorin.

Doch vergangenen Freitag vorerst das letzte Mal. Denn Iva Bogdanova fährt bis Mitte Januar nach Bulgarien. Deshalb sucht Dorothee Fischer bereits eine neue Begleitung für Landskron.

Wer ihr oder anderen helfen möchte oder auch selbst Unterstützung braucht, kann sich unter Tel. 39 82 99 bei Dorothee Fichter von der Nachbarschaftshilfe melden. Michaela Schmid

Artikel vom 11.12.2003
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