Das Wirtshaus im »Eine Welt Haus« steht im Visier der Justiz

Lahmende Weltwirtschaft

Wohl nicht alles mit reinem Wasser gekocht: Gegen die Gaststätte des »Eine Welt Hauses« ermittelt die Staatsanwaltschaft.	Foto: fil

Wohl nicht alles mit reinem Wasser gekocht: Gegen die Gaststätte des »Eine Welt Hauses« ermittelt die Staatsanwaltschaft. Foto: fil

München · Was ist dran an den Gerüchten über kriminelle Machenschaften rund um das »Eine Welt Haus« an der Schwanthalerstraße? Gegen den Kurt Haymann, Geschäftsführer des dort ansässigen Lokals, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung.

Es steht die Frage im Raum, ob das gesamte Kulturzentrum »Eine Welt Haus« oder nur das Lokal »Weltwirtschaft« betroffen ist. Fest steht: Die eigenständige Gastronomie GmbH ist Pleite gegangen und soll einen Fehlbetrag von mindestens 100.000 Euro hervorgebracht haben. In den Augen der CSU-Stadtratsfraktion ein »Skandal«.

Es sei immer deutlicher zu sehen, dass bei den Verantwortlichen offensichtlich der Verdacht auf Straftaten wie Untreue und Urkundenfälschung anzunehmen sei.

Auch Oberbürgermeister Christian Ude sind die Vorgänge in der »Weltwirtschaft« nicht ganz geheuer. Nach Hinweisen aus dem Revisionsamt hat er die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. »Der Leiter des Revisionsamts teilte mir mit, er hege den Verdacht der Insolvenzverschleppung und der möglichen Veruntreuung oder Unterschlagung gegen die Betreiber der Wirtschaft, allen voran durch den Geschäftsführer Kurt Haymann«, so Ude. »Ich habe das Revisionsamt im Sommer beauftragt, die Vorgänge zu prüfen.

Es wurden fundierte Anhaltspunkte gefunden, dass die Geschäftsführung nicht rechtzeitig Insolvenzantrag gestellt habe.« Im Haus selbst ist man bestürzt über die Vorgänge im Lokal, weist aber auf die Trennung zwischen Kulturzentrum und Gaststätte hin: »Es werden da zwei Sachen vermischt«, sagt Fuad Hamdan, Vorstand des Trägervereins »Eine Welt Haus«. Und auch Schirmherr und Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) stellt fest, dass man unbedingt trennen müsse zwischen Gastronomie und dem gesamten »Eine Welt Haus«. »Die Idee hinter dem Projekt ist ein Ort für kulturelle Aktivitäten und internationale Begegnungen. Eine Idee, die durch die Querelen um die im Haus befindliche Gastronomie nicht in Frage gestellt wird.«

Das »Eine Welt Haus« wird zu 75 Prozent aus städtischen Mitteln finanziert, 25 Prozent werden durch Eigenmittel gedeckt. 2001 wurde das Haus nach einjährigen Sanierungsarbeiten in dem neu ausgebauten Gebäude in der Schwanthalerstraße 80 eröffnet. »Wir haben acht feste Nutzergruppen im Haus und hunderte von Gruppen, die das Haus regelmäßig besuchen«, lobt Vorstand Hamdan die Akzeptanz und Arbeit, die das Haus in seinem nunmehr zweijährigen Bestehen geleistet habe. Für die CSU jedoch muten die letzten beiden Jahre eher wie eine Skandalchronik an: »Nicht erst seit heute ist es für die CSU-Stadtratsfraktion klar, dass hier unseriöse Machenschaften gelaufen sind«, so CSU-Stadtrat Helmut Pfundstein.

Der Skandal sei es, dem »Eine Welt Haus« immer noch städtische Steuergelder zukommen zu lassen, schimpft die CSU auf das »rot-grüne Lieblingsprojekt«.

Interessant scheint deshalb die Frage nach finanziellen Verknüpfungen zwischen Trägerkreis und Gastronomiebetrieb. Möglichen Verdächtigungen, dass städtische Gelder in die Gastro geflossen seien, entgegnet Hamdan zurückhaltend: »Das Stammkapital für die Gastronomiegesellschaft haben Mitglieder und Freunde des Vereins zur Verfügung gestellt. Wir begrüßen deshalb den Vorstoß von OB Ude. Uns ist sehr daran gelegen, aufzuklären was da schief gelaufen ist. Es sind jedoch keine Gelder in die ›Weltwirtschaft‹ geflossen, das war niemals der Fall.« Die endgültige Aufklärung wird noch auf sich warten lassen bis der endgültige Bericht des Revisionsamts vorliegt oder ein gerichtliches Urteil gefällt wird.

Egal wie es ausgeht, für Hep Monatzeder steht fest: »Die Idee des Projekts steht nicht zur Debatte. Zur Debatte stehen Verfehlungen einzelner Personen. Wenn sich allerdings zeigt, dass die bestehende Struktur das nicht ausschließen kann, muss eben neu über die Struktur nachgedacht werden.« Robert Huber

Artikel vom 04.12.2003
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