Förderverein ehrte ein Mitglied als Lebensretter

Mut zur schnellen Hilfe

Dass es bei einer Lebensrettung tatsächlich um Sekunden geht, erfuhren die Teilnehmer beim zweiten 1. Hilfe-Kurs am Wochenende aus erster Hand.

Thomas Mayer (31), Familienvater und Mitglied des Fördervereins bewies eine schnelle Reaktion, als er am 19. September 2003 im U-Bahnhof Untersbergstraße um 18 Uhr sah und erlebte, wie eine blinde junge Frau beim Einsteigen die Tür verfehlte und zwischen zwei U-Bahn-Wagen fiel.

Seine Hilferufe hörte zwar der U-Bahnfahrer nicht, aber auf sein verzweifeltes Hinklopfen an das Wagenfenster reagierte ein Mitfahrer und löste die Notbremsung aus. Kaum hielt die U-Bahn, sprang Mayer auf die Gleise zu der vor den Rädern des U-Bahnwagens liegenden hilflosen Frau hinunter und redete beruhigend auf sie ein. Ihr Kopf war nur ein paar Zentimeter vom nächsten Rad entfernt, es waren also nur Sekunden, die sie vom Leben trennten. Dass auch sie, die Retter, in Lebensgefahr schwebten, weil unten drin alles unter Strom steht, machte Thomas Mayer klar, wie alles an einem seidenen Faden hängt, wenn man ein Menschenleben retten will; er war froh, dass in kurzer Zeit der Notarzt eintraf.

Der Vorsitzende des Förderverein für das Städt. Krankenhaus München Bogenhausen e. V. (FkmB), Georg Prinz, bedankte sich für das entschlossene Handeln von Thomas Mayer und überreichte ihm einen Bildband über den Wilden Westen Amerikas.

Die Durchführenden des 1. Hilfe-Kurses »Sofortmaßnahmen am Unfallort«, Dr. Dominik Strian (Notarzt/ KMB), Dr. Thomas Große (Notarzt/KMB) und Helmut Rudolf (Rettungsassistent/Berufsfeuerwehr) betonten schon bei der Einführung, wie dankbar sie gerade für diesen praktischen Fall der Lebensrettung sind, könne man doch hier exemplarisch feststellen, dass die junge blinde Frau nur dem entschlossenen Handeln von Thomas Mayer ihr Leben verdanke, obwohl dieser zunächst einen wichtigen Punkt der Lebensrettung außer Acht gelassen habe, nämlich die Eigensicherung. Sein Leben sei durch den Fahrstrom der U-Bahn absolut gefährdet gewesen und ein Notarzt z. B. wäre nur zu der rettenden Person in den Fahrschacht hinuntergestiegen, wenn zuvor der Fahrstrom abgeschaltet ist.

Richtig und wichtig sei es aber gewesen, dass Mayer beruhigend auf die verunglückte Frau einwirken konnte. Allein das sei schon schockvermindernd gewesen, weil bei einer blinden Person noch hinzukomme, dass sie vielleicht gar nicht mitbekommen habe, was mit ihr tatsächlich passiert ist, weil sie nichts gesehen und deshalb eine Heidenangst hatte. Kursziel des 1. Hilfe-Kurses des Fkmb war und ist es, Maßnahmen aufzuzeigen, die zur Lebenserhaltung eines/von Verunglückten dient/dienen und bis zum Eintreffen des professionellen Rettungspersonals erforderlich sind: das Absichern der Unfallstelle und das Entfernen des Verunglückten aus der Gefahrenzone. Die Überprüfung der Vitalfunktionen (Bewusstsein, Atmung, Kreislauf). Beginn mit Wiederbelebungsmaßnahmen, falls notwendig gegebenenfalls Stillung der Blutungen und das Positionieren des Verunglückten in die stabile Seitenlage.

Diese und viele andere Hinweise in diesem 6-stündigen Kurs sollen dazu bewegen, dass sich viele Ersthelfer vor Ort den so wichtigen lebensrettenden Maßnahmen hinwenden können, so beherrschen und einsetzen können. Noch einmal betonten die Lehrkräfte, dass man bei der Lebensrettung nichts falsch machen kann, denn die ersten Maßnahmen sind oft ausschlaggebend und das der Verunglückte von den danach eintreffenden professionellen Rettungskräften überhaupt erst gerettet werden kann.

Artikel vom 12.11.2003
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