Kinder der Weilerschule machen mit Musikprofis experimentelle Musik

Bum, Bäng, Blubber

Ohren auf und hau drauf: Philipp, Jaro und Süleyman (rechts oben) entlocken Einkaufskörben sphärische Klänge, Stefan Eblenkamp erklärt den Kids von der 5b Wissenswertes rund ums Schlagzeug. Fotos: ms

Ohren auf und hau drauf: Philipp, Jaro und Süleyman (rechts oben) entlocken Einkaufskörben sphärische Klänge, Stefan Eblenkamp erklärt den Kids von der 5b Wissenswertes rund ums Schlagzeug. Fotos: ms

Der Sound aus dem Sumpf kommt vom Supermarkt. Mit armlangen Blechrohren bewaffnet knien Philipp, Süleyman und Jaro vor aufgetürmten Einkaufskörben und entlocken den Drahtgestellen, übertragen von einem Mikrofon, schaurig-schöne Klänge.

Wie sich so ein gruseliger Schlammtümpel halt anhören muss, jedenfalls nach dem Geschmack der 5b der Volksschule an der Weilerstraße.

Zufrieden sind auch die fünf Profimusiker vom Projekt »Musik zum Anfassen«. Seit drei Jahren wollen sie auf spielerische Weise neugierig auf Musik machen – auch für Kinder, die sonst keinen kreativen Zugang dazu finden. Mit Erfolg. Denn auch die Fünftklässler sind begeistert, als Christoph Reiserer zeigt, zu welch Tönen etwa ein schnödes Saxophon fähig ist: dumpf, klirrend oder wie eine Trommel. Hand anlegen dürfen die 22 Mädchen und Jungs nicht nur an den »richtigen« Instrumenten. Sie sollen auch selbst Musik machen.

Seit Wochen arbeiten die kleinen Klangkünstler an einem selbsterfundenen szenisch-musikalischen Gesamtkunstwerk mit allerlei Gerätschaften. Doch auch die Stimme kommt zum Einsatz. Besser könnte man das Schicksal eines Käseplaneten, der von einem Lavastrom geschmolzen und verschlungen wird, nicht darstellen als wenn 22 Kinder wie wild »Durcheinanderblubbern«. Doch vor dem nötigen Rumblödeln, Experimentieren und Komponieren war für die 5b erstmal Stöbern angesagt – und zwar auf dem Schrottplatz. Schließlich ist sie die »Metallklasse«. Und so tummeln sich nun allerlei verbeulte Pfannen, angerostete Kuchengitter und verbogene Regenrinnen in der Schulaula. Nicht nur deswegen ist leicht zu erkennen, dass es sich nicht um eine normale Schulstunde handeln kann. So locker verteilt wie das Sammelsurium an Instrumenten fläzen nämlich auch die Jungs und Mädchen auf Matten am Boden, verstreut wie kleine Inseln: Vorne die Gruppe mit den Backblechen, rechts die Solisten an den Einkaufskörben und hinten die Jungs mit den verbogenen Rohren. Hunderte von CDs baumeln schillernd über ihren Köpfen. Doch statt Musik aus der Konserve machen die Fünftklässler jetzt ihren eigenen Sound.

Zu hören mit ihren Kollegen von der 5a am Freitag, 19 Uhr, in der Schulaula, und am 22. und 23. November um 17 Uhr in der Muffathalle, wo sie mit drei weiteren Schulen musizieren.

Artikel vom 12.11.2003
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