Was können Eltern tun, wenn Kinder die Schule schwänzen

»Blaumachen« ist heute »normal«

Statt im Unterricht zu sitzen, »strawanzen« viele Schüler lieber herum. Oft deutet das Schulschwänzen auf tiefere Probleme hin.	Foto: Privat

Statt im Unterricht zu sitzen, »strawanzen« viele Schüler lieber herum. Oft deutet das Schulschwänzen auf tiefere Probleme hin. Foto: Privat

München · Eine Studie hat es kürzlich gezeigt: Münchens Schüler kiffen, trinken immer mehr Alkohol und schwänzen immer öfter den Unterricht.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich bundesweit täglich Tausende Schüler vor dem Unterricht drücken. Im Jahr 2001 wurden allein in Bayern über 1500 Kinder und Jugendliche von der Polizei aufgegriffen, weil sie die Schule schwänzten. Nach einer Studie von Kölner und Freiburger Wissenschaftlern gaben acht Prozent von 1800 befragten Schülern an, sich regelmäßig vor dem Unterricht zu drücken. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Schulschwänzer zu 80 Prozent aus Haupt- und Förderschulen kommen, zu 74 Prozent zwischen 14 und 16 Jahren alt und größtenteils Jungen sind.

Mit dem 1998 gestarteten »Nürnberger Modell« wird versucht, den besorgniserregenden Zahlen entgegen zu treten. Viele Bundesländer zeigen Interesse an dem »Schulschwänzerprogramm«, bei dem chronische Blaumacher von der Polizei eingesammelt und zum Unterricht gebracht werden. Doch damit allein ist es nach Ansicht des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) nicht getan. Mit Strafen und Sanktionen lässt sich der Schulbesuch nicht erzwingen.

Da ständiges Fehlen im Unterricht jedoch den Einstieg ins Berufsleben erschwert und – in Einzelfällen – der Einstieg in eine kriminelle Karriere sein kann, muss gehandelt werden. In den meisten Fällen ist Schulverweigerung eine Begleiterscheinung massiver Schwierigkeiten, die Heranwachsende haben. Eine große Rolle spielt die soziale Lage der Eltern und die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung.

Haben Eltern Hinweise auf Schulschwänzen ihres Kindes, sollten sie sofort mit ihrem Kind reden. Dabei sollten Vorwürfe vermieden werden. Besser ist es, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Eltern sollten Fragen stellen: warum hast du geschwänzt? Hast du Probleme mit dem Lehrer, mit einem bestimmten Fach, mit deinen Mitschülern? Dies gibt ihnen die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Kind die Probleme Schritt für Schritt anzugehen. Natürlich müssen sie auch Kontakt zum Lehrer, zur Lehrerin aufnehmen und sich austauschen.

Ein Grund für Schuleschwänzen können dauernde Misserfolge sein. Häufig setzen Eltern ihre Kinder unter Druck, weil sie gute bis hervorragende Leistungen erwarten. Kinder, die den Ansprüchen nicht gerecht werden, verlieren schnell die Lust und Freude an der Schule. Zuerst werden sie schulmüde – beteiligen sich nicht mehr am Unterricht, dann vernachlässigen sie die Hausaufgaben und bleiben schließlich ganz vom Unterricht fern.

Manchmal ist aber gerade das Gegenteil der Fall: hochbegabte Kinder fühlen sich unterfordert und bleiben aus Langeweile dem Unterricht fern. In beiden Fällen muss den Heranwachsenden durch entsprechende Förderung geholfen werden. Bei besonderen Problemen können sich Eltern und Schüler an Vertrauenslehrer und Schulpsychologen wenden.

Artikel vom 12.11.2003
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