Stadtrat Robert Brannekämper kämpft für den Erhalt

Maximilianeum in Gefahr

Alle Münchnerinnen und Münchner kennen das am östlichen Isarhochufer gelegene, von dichtem Baumbestand umgebene, beitgestreckte Bauwerk, das den Abschluss der Maximilianstraße bildet.

Das Maximilianeum, seit 1948 Sitz des Bayerischen Parlaments und der von König Maximilian II. 1852 gegründeten Studienstiftung. Seit einigen Wochen ist dieses Gebäude wieder ins Blickfeld des öffentlichen Interesses gerückt.Denn es geht um die Frage, ob entweder der alte Plenarsaal des Bayerischen Landtages total modernisiert oder dem Vorschlag des Olympiaarchitekten Günter Behnisch gefolgt werden soll, der einen neuen gläsernen Plenarsaal auf dem des Maximilianeums errichten möchte. Diese spannende Frage beschäftigt zur Zeit Architekten, Denkmalschützer sowie Mitglieder des Bayerischen Landtags und des Münchner Stadtrats. Dazu der Bogenhausener Stadtrat Robert Brannekämper, der sich Vehement gegen die beabsichtigten Neubaupläne ausspricht und sich in der vergangenen Woche schriftlich an Landtagsspräsident Hans Böhm, mit der Bitte wandte, das geplante Vorhaben zu überdenken: »Natürlich ist der nach dem Krieg, im Jahre 1948 erbaute Plenarsaal des Bayerischen Landtags technisch modernisierungsbedürftig. Aber eigentlich verbieten sich bei genauer Betrachtung beide momentan diskutierten Vorschläge.

Der Entwurfsvorschlag von dem Olympiaarchitekten Günter Behnisch, der eine Stahlglaskonstruktion auf dem Dach des Maximilianeums vorschlägt, zerstört eines der schönsten Münchner Ensembles. Denn die nüchterne pavillionartige Stahlglaskonstruktion hinterschneidet die bestehende Fassade und stellt somit einen schmucklosen, scharfkantigen und horizontal liegenden Fremdkörper zur detailreichen, terrakottaverkleideten und vertikal gegliederten Fassade des Maximilianeums dar. Besonders die Belange des Denkmalschutzes und der Stadtgestalt sollten stärkere Beachtung erfahren. Alle dafür zuständigen Gremien wie der Landesdenkmalrat, die Stadtgestaltungskommission, der Heimatpfleger und das Landesamt für Denkmalpflege haben sich aus guten Gründen vehement und mit sehr deutlicher Mehrheit gegen den gläsernen Dachaufbau ausgesprochen.

Aber auch die Raumsituation des Bayerischen Landtags verbietet eigentlich jede Ausweitung. Denn erst Anfang der 90er Jahre wurden großzügige Seitenflügel an der Ostseite des Maximilianeums angebaut, der 60-köpfige Bayerische Senat mitsamt seiner Verwaltung per Volksentscheid abgeschafft und das Parlament wird im Jahre 2003 von 204 auf 180 Abgeordnete verkleinert. Wie bei so vielen freiwerdenden Räumen noch eine Platznot begründet werden kann, die einen zwingt die Gebäudekubatur zu verlassen und das Ge-bäude nach oben aufzustocken ist eigentlich nur schwer begründbar. Die ursprüngliche Absicht des Bayerischen Landtages, durch die Verkleinerung des Parlamentes effizienter und vor allem kostengünstiger zu werden wird gänzlich zu einer 3Lachnummer3, denn bevor auch nur eine einzige Mark durch die Abgeordnetenreduzierung eingespart wird, sollen jetzt 52 Mio. DM für einen neuen gläsernen Plenarsaal ausgegeben werden. Jedoch nicht nur aus Gründen des Denkmalschutzes sondern auch aus historischen Gründen verbietet sich eigentlich jeder Umbau. Der heutige Plenarsaal, der vom Architekten Karl Kergl im Zuge der Wiederaufbaumaßnahmen 1948 geplant und errichtet wurde steht für einen wichtigen Zeitabschnitt bayerischer Geschichte. Er symbolisiert den demokratischen Neuanfang Bayerns nach dem Krieg, die Überwindung des Nationalsozialistischen Terrorregimes, den Wiederaufbau unseres Landes, den Wandel Bayerns von der Agrar- hin zur Industriegesellschaft. Untrennbar mit dem alten Plenarsaal sind auch die Namen bayerischer Ministerpräsidenten und ihrer Kabinette verbunden, wie z.B. Dr. Hans Ehard, Dr. Wilhelm Högner, Alfons Goppel und Franz-Josef Strauß, die an diesem Ort gewirkt und die Entwicklung unseres Landes maßgeblich beeinflusst haben. Damit hat dieser Saal eine besonders große historische Dimension und Bedeutung erlangt und ist somit ein Zeugnis bayrischer Geschichte geworden.

Deshalb sollte man am alten Plenarsaal festhalten und ihn lediglich technisch modernisieren, ihn jedoch in seiner Gestalt unverändert belassen und die Umbaupläne schnellstens verwerfen. Ich glaube nicht, dass sich die Münchner ihr liebgewordenes Maximilianeum mit der berühmten Silhouette von den Angeordneten verunstalten lassen! Dies wird noch zu großen Diskussionen und Auseinandersetzungen zwischen Parlament und der Münchner Bevölkerung führen. Der Bayerische Landtag sollte, dieser Hinweise möge gestaltet sein, von den radikalen Umbauplänen Ab-stand nehmen und das Motto von König Max II. aus dem Jahre 1851 beherzigen, der das Leitmotiv für den Bau der Maximilianstraße und für das Maximilianeum gewesen ist. - Er lautete 3 Ich will Frieden haben mit meinem Volke3. N.F.

Artikel vom 16.08.2000
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...