Kinderkarussell am Chinesischen Turm feiert 90. Geburtstag und lädt alle ein

Mit dem Lama im Kreis

Ob Erbauer August Julier beim Eröffnungstag 1913 geahnt hat, dass Kinder auch heute glühende Backen bekommen, wenn sie in seinem Karussell ihre Runden drehen?

Ob Erbauer August Julier beim Eröffnungstag 1913 geahnt hat, dass Kinder auch heute glühende Backen bekommen, wenn sie in seinem Karussell ihre Runden drehen?

Wie viele Runden ein 90 Jahre altes Karussell schon gedreht haben mag, kann man nur erahnen.

Doch dass so ein Karussell auch nach fast einem Jahrhundert immer noch bei Groß und Klein beliebt sein kann, zeigt das Kinderkarussell am Chinesischen Turm, das am Samstag, 13. September, seinen 90. Geburtstag feiert. »Vorbild war ein ähnliches Karussell in Bogenhausen aus der Biedermeierzeit.

Man wollte deshalb auch ein Karussell zur Belustigung der Leute im Englischen Garten«, sagt Gabriele Uhl von der Bayerischen Schlösserverwaltung, die das Fahrgeschäft seit 1978 verpachtet.

Damit das Karussell auch zum Chinesischen Turm passte wurde es eigens aus Holz gebaut und bekam von seinem Schwabinger Erbauer, August Julier, sogar ein Schindeldach. Die Figuren wurden alle aus jeweils einem Stamm geschnitzt.

Wer jedoch Autos oder Schiffe als Mitfahrgelegenheiten erwartet ist im Englischen Garten an der falschen Adresse, denn hier drehen die Kinder auf Steinböcken, Kamelen, Giraffen oder Schlitten ihre Runden, und das auch noch zu vertretbaren Preisen bedenkt man, dass eine Fahrt 1,20 Euro kostet. Bei drei Fahrten kostet der Spaß sogar nur 3,30 Euro. Früher jedoch war das Karussellfahren nicht für jedermann eine freudige Angelegenheit, denn bis 1931 wurde es noch von starken Männern per Hand, aus dem Keller, angetrieben.

Noch heute kann man dort unten einige ihrer Namen entdecken. So haben sich beispielsweise der »Rottler Johann 1917 bis 1919« und der »Fenk August 1920 bis 1921« im Holz verewigt. Wer Zeit hat sollte auf jeden Fall einmal um das Karussell herumgehen.

Denn dort kann man neben den zwölf Sternzeichen auch Gemälde der Münchner Originale dem Münchner Kindl und dem Kasperl entdecken. Ein guter Zeitpunkt dafür wäre das große Kinderfest am Wochenende. »Anlässlich des 90. Geburtstags fährt man dann nur für zehn Cent und es werden einige historische Kinderspiele gespielt werden«, schwärmt Uhl.

Desweiteren geben Infotafeln der Schlösserverwaltung Aufschluss über die Vergangenheit des Karussells. Ein Malwettbewerb lockt mit vielen Preisen. Anwesend ist auch die Initiatorin des Festes, Lydia Eholzer, die Enkelin August Juliers.

Und auch wenn in den 90 Jahren einiges restauriert werden musste: bei der Karussell-Fahrt bekommen Enkel von heute vor Freude noch genauso glühende Backen wie damals, als ihre Uromas und Uropas das erste Mal eine Runde auf dem Lama oder Flamingo drehen durften...

Artikel vom 11.09.2003
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