Vergessen und abgeschoben

München · Das Tierheim München quillt über, so der Vorsitzende des Tierschutzvereins München, Berthold Merkel, zugleich Vizepräsident des Tierschutzbundes Bayern.

Die Inspektoren des Tierschutzvereins, die sich um Tiere in Not kümmern, sind pausenlos im Einsatz, und das Interesse von Tierbesitzern, deren Tiere angeblich oder tatsächlich verloren gingen, ist verschwindend gering. In den anderen Tierheimen des Landes sieht es nicht viel besser aus.

Tiere gelten in diesem Sommer offenbar vielen Menschen als Urlaubshindernis und Störfaktor. Anders ist nicht zu erklären, dass: Allein in den letzten drei Wochen 156 Fundtiere im Tierheim München, Riemer Straße 270, abgegeben wurden. Davon wurden nur 51 Tiere, also nicht einmal ein Drittel, vom Besitzer gesucht und wieder abgeholt. In »normalen« Zeiten gehen mindestens zwei Drittel der Fundtiere innerhalb einer Woche wieder in ihr Zuhause zurück.

Tiere, die nicht mehr gebraucht werden oder vermeintlich den Urlaub gefährden, verstärkt als »gefunden« abgegeben werden. Ein Indiz dafür ist, dass oft nicht einzelne Tiere abgegeben werden, sondern mehrere von der gleichen Art die dann auch noch samt Käfig gefunden wurden: Sechs Mäuse in einem Käfig, vier Katzen, fünf Wellensittiche, vier Nymphensittiche.

In solchen Fällen verstärkt sich der Eindruck, dass es die eigenen Tiere sind, um die sich die Leute, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr kümmern wollen und zu feige sind, es zuzugeben. Problem: Werden solche Leute zur Rede gestellt, so kommt es vor, dass sie die Tiere wieder mitnehmen und irgendwo abstellen, so dass gerade bei den aktuellen hohen Temperaturen auch noch Lebensgefahr für die Tiere entsteht.

In diesen drei Wochen weitere 109 Abgabetiere, die von ihren Besitzern gebracht wurden. Die haben wenigstens gleich gesagt, dass sie die Tiere nicht mehr haben können oder wollen.

Artikel vom 27.08.2003
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