Maria Ramersdorf ist während des »Frauendreißigers« Ziel für Wallfahrer

Die Pilger kommen...

Die ersten Marien-Wallfahrer 1683: Die sieben Tuchmacher auf dem Votivbild in Maria Ramersdorf.

Die ersten Marien-Wallfahrer 1683: Die sieben Tuchmacher auf dem Votivbild in Maria Ramersdorf.

Die Tradition lebt. »Erstaunlich«, findet es Renate Wirthmann aber schon, »wie sich das über die lange Zeit ohne Unterbrechung gehalten hat.«

Bereits seit dem 14. Jahrhundert ist die Kirche Maria Ramersdorf das Ziel unzähliger Pilger, erzählt die Vorsitzende des Arbeitskreises Stadtteilgeschichte Ramersdorf. Derzeit machen sich wieder viele Gläubige aus der Umgebung auf den Weg, denn mit dem Fest Maria Himmelfahrt am vergangenen Freitag begann in Maria Ramersdorf der »Frauendreißiger«, eine besondere Zeit der Wallfahrten.

Bis zum 14. September finden jeden Tag Wallfahrtsgottesdienste mit Rosenkranzgebet, Marien-Andacht und Eucharistiefeier statt. Damit ist das Gotteshaus in der Ramersdorfer Straße 6 die älteste Wallfahrtskirche in München und gar Ort einer »Doppelwallfahrt«, so Wirthmann.

Denn die Kirche war zunächst durch einen »Kreuzpartikel« bekannt geworden. Dieses edel gefasste Stück aus Jesu Kreuz hatte Herzog Ludwig der Brandenburger der Kirche 1377 geschenkt – ursprünglich aus dem Besitz von Kaiser Ludwig dem Bayern, der sie 1328 als Geschenk des Papstes aus Italien mitgebracht hatte.

Dieser Kreuzpartikel wird den Gläubigen heute ausschließlich zum »Frauendreißiger« als Segen aufgelegt. Diese Wallfahrt geht zurück auf das Gelübde von sieben Münchner Tuchmachern.

Damals standen die osmanischen Truppen vor Wien. »Die Loderer schlossen 1683 mit der Muttergottes ein Bündnis«, erzählt Wirthmann, die letztes Jahr mit dem Verein eine Ausstellung zur Ramersdorfer Wallfahrt konzipiert hatte. Nach der geglückten Abwehr der Belagerung stifteten sie eine 30 Tage dauernde Marienverehrung.

»Früher zogen ganze Pilgerscharen auf dem traditionellen Pilgerweg von St. Peter in der Stadt über die Rosenheimer Straße nach Ramersdorf«, erzählt Pfarrer Wolfgang Fischer. Zu Fuß mache sich aber heute niemand mehr auf den Weg nach Ramersdorf, meint der Pfarrer.

Denn der traditionelle Wallfahrtsweg mit 16 Kapellen und einer Lindenallee wurde im Zuge der Säkularisation um 1800 zerstört. »Die Wallfahrer kommen heute mit dem Auto oder der U-Bahn angefahren«, weiß Fischer. Doch eines ist über die Jahrhunderte gleich geblieben: »Die Menschen kommen mit ihrem Kummer und ihren Anliegen und erhoffen sich Hilfe«, erzählt Wirthmann.

Pfarrer Fischer sieht allerdings ein Problem – »dass der Frauendreißiger genau in den Sommerferien ist.« Täglich finden derzeit in Maria Ramersdorf um 15.30 Uhr ein Rosenkranz, um 16 Uhr eine Andacht und um 18 Uhr ein Gottesdienst mit Kreuzauflegung statt. Am Sonntag, 14. September, ist um 18 Uhr der festliche Abschluss der Wallfahrtszeit.

Artikel vom 20.08.2003
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