Ab September startet in Bogenhausen erstmals ein Naturkindergarten

»Am liebsten draußen«

Anna, Niklas, Vicente und Paula machen Faxen, während Annas Papa Uli Horst am Bauwagen werkelt. Denn die »Schutzhütte« muss bis zum Start des Naturkindergartens im September fertig sein.

Anna, Niklas, Vicente und Paula machen Faxen, während Annas Papa Uli Horst am Bauwagen werkelt. Denn die »Schutzhütte« muss bis zum Start des Naturkindergartens im September fertig sein.

Paula freut sich schon mächtig. Sie ist zwar erst nächsten März dran, aber am liebsten würde die Zweijährige schon im Herbst in den Kindergarten gehen.

Aber nicht in irgendeinen: Paula will in den Naturkindergarten, der ab 1. September auf dem Gelände des Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) startet – ein Kindergarten ohne Tür und Raum, wo die Zwergerl bei Sonne, Wind und Wetter durch Wald und Wiesen streifen.

Der erste Waldkindergarten wurde vor 46 Jahren in Dänemark gegründet. Erst Anfang der 90er Jahre wurde die Idee erstmals in Deutschland umgesetzt. In München gibt es etwa einen in Trudering und im Englischen Garten. Und nun in Bogenhausen.

Allerdings ist der noch der einzige, der bisher nicht von der Stadt gefördert wird – die Finanzkrise kam dazwischen. Doch Paula Sippl, Vorsitzende des Unterausschuss Kultur und Soziales im Bezirksausschuss Bogenhausen, BA 13, hofft auf baldige Unterstützung: »Das ist doch das Billigste, was sich die Stadt antun kann.« Der BA hat deshalb erstmal 3.570 Euro für die »pädagogische Erstausstattung« lockergemacht.

Dazu gehört auch ein Bauwagen. Bei extremer Witterung bietet diese »Schutzhütte« Unterschlupf. Und so werkeln seit März diesen Jahres Paulas Eltern und drei weitere Elternpaare jeden Samstag eifrig, um den ehemals heruntergekommenen Wagen in ein leuchtend blau-gelb-oranges, winterfestes Spielmobil zu verwandeln.

Mittlerweile sei es ganz kuschelig geworden, meint Paulas Mama Beate Bellaire, auch wenn die so genannte Schutzhütte lediglich zur Materiallagerung und als Schutz diene, betont die Haidhauserin. »Die Kinder sind nämlich am allerliebsten draußen«, meint Eva Walling von der Elterninitiative, »denen ist das Wetter wurscht.«

Ihr Sohn Jonas wird ab Herbst den Naturkindergarten besuchen und spielt schon jetzt jeden Donnerstag in der Naturspielgruppe im ÖBZ, dem Vorläufer des Naturkindergartens. Anfangs sei er noch mit Bagger und Schaufel losgezogen, mittlerweile sei sein liebstes Spielzeug ein Stock, der mal zur Angel, mal zum Feuerlöscher wird. Denn Spielzeug im herkömmlichen Sinne gibt es nicht im Naturkindergarten.

Natur ist Programm: Die Kleinen sind den Jahreszeiten mit allen Sinnen auf der Spur, beim Drachensteigen oder Schlittenfahren. Laut Studien seien die »Naturkinder« besser für die Schule geeignet, so Walling, sie würden z.B. eher stillsitzen.

Eltern, die einen Kindergartenplatz im Naturkindergarten zum 1. September oder später suchen, können sich bei Beate Bellaire unter Telefon 51 61 68 60 oder 0173/6 02 05 47 melden.

Artikel vom 06.08.2003
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