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»MunichMicronet« möchte Jugendliche für Mikrosystemtechnik begeistern
Welt der Winzlinge
»Wow!«: Kleiner als ein Cent-Stück ist die Mikropumpe. Aber nur wer ganz nah dran ist, sieht was. Foto: ms
Haidhausen · Wie praktisch wäre es doch, wenn unerwartet Besuch vor der Tür und nicht genügend Geschirr im Schrank steht, die fehlenden Kaffeetassen zuhause selbst herzustellen.
Gute Idee, aber in weiter Zukunft, denn noch sei das viel zu teuer, meint Alexander Ott. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Technischen Universität (TU) blickt kritisch auf die leise surrende Konstruktion vor sich.
420 Augenpaare im Ehrensaal des Deutschen Museums verfolgen das Ganze gespannt. Auf einer Leinwand ist zu sehen, wie ein Zahnrad Wachsschicht um Wachsschicht auf ein Blatt Papier aufträgt: »MunichMicronet« erhebt sich reliefartig wie hellblauer Zuckerguss – ohne Videokamera allerdings nicht zu erkennen, außer man steht wie Ott direkt daneben. Denn das Zahnrad ist nicht größer als ein Fingernagel. »MunichMicronet« ist eines von sechs bundesweiten Aus- und Fortbildungsnetzwerken für Mikrosystemtechnik.
Ab kommenden September bieten Münchner Forschungseinrichtungen wie TU, Fachhochschule oder Fraunhofer-Gesellschaft und Münchner Unternehmen »Motivationsprojekte« für interessierte Schüler. Die »Schlüsseltechnologie der Zukunft«, so Netzwerksprecher Norbert Schwesinger, Professor für Mikrosysteme an der TU, hautnah kennenlernen und erleben – wie bei der Auftaktveranstaltung im Deutschen Museum letzte Woche – das sei das Ziel.
»Schon während der Schulzeit sollen sich Schülerinnen und Schüler mit Fragen aus dem High-Tech-Bereich auseinandersetzen«, wünscht sich Schwesinger. »Ausgezeichnete Zukunftsaussichten«, biete das junge Forschungsfeld, schwärmt der 50-Jährige. Deutschland sei in der Welt der winzigen Technik derzeit führend. Seine beiden Töchter von der Faszination der Mikrosystemtechnik zu überzeugen, »das ist mir leider nicht gelungen.« Um so mehr fasziniert sind die versammelten Schülerinnen und Schüler aus zwölf bayerischen Gymnasien: von dem Zahnrad, dem Motor oder dem Flammenwerfer, alle nicht größer als ein Streichholzkopf, ein Fingernagel oder ein Cent-Stück – auch wenn sich nur einer aus der Menge traut, als Traumberuf Wissenschaftler anzugeben.
Die Industrie verspricht sich benutzerfreundliche Anwendungen: Mikrosysteme für den Hausgebrauch. Schon heute stecken in vielen Produkten Mikrosysteme, etwa, damit sich die CD-Schublade auf Knopfdruck öffnet. In Zukunft könnte z.B. der Mini-Wachsdrucker Knochenersatz herstellen, das passgenau in den Körper eingesetzt werde. Dass er aber Tassen & Co. ausspuckt, das würde im Moment noch acht Stunden dauern! Die Tasse in einer Minute, das wäre schön, meint Ott und fügt scherzhaft hinzu: »Aber wir arbeiten dran.« Infos gibt es unter »www.munichmicronet.de« ms
Artikel vom 30.07.2003Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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