Vorschläge für Nutzungskonzept für Alten Hof

Geschichte mit Zukunft

Altstadt/Schwabing · Das ist doch wirklich die Höhe: Da lässt ein Mann seine Ehefrau köpfen, bloß weil er einen leisen Verdacht hegt, sie könnte ihm untreu sein!

Die Viertklässer der Grundschule am Bayernplatz, die es sich auf ihrer historischen Stadtführung am Brunnen des Alten Hofes bequem gemacht haben, sind empört. Umso mehr, als Führerin Anima Granderath ihnen auch noch ein Gemälde von diesem brutalen Ehemann und seiner armen Gattin zeigt, die ihren eigenen, abgeschlagenen Kopf unter dem Arm trägt!

Und damit hat Herzog Ludwig der Strenge es sich ein für alle Mal mit den Viertklässern verscherzt. Doch den Alten Hof, der vermutlich auch auf Ludwigs Konto geht, den finden sie trotzdem sehr interessant. Zumal ihnen die Geschichte dieses ältesten Münchner Bauwerks sehr anschaulich nahe gebracht wird. Gebannt lauschen sie Anima Granderath vom Museumspädagogischen Zentrum (MPZ), die von frei laufenden Löwen im Burghof erzählt und von einem zahmen Affen, der einst ein Baby aufs Dach des Alten Hofes entführt haben soll.

Hier wird Vergangenheit wieder lebendig, sichtbar vor dem inneren Auge. Genau das, was das Münchner Forum und der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) sich wünschen für den Alten Hof. Was läge daher näher, als dem MPZ, das Geschichte zum spannenden Erlebnis macht, auch in den Mauern der Burganlage eine Heimat zu geben? »Im Stadtratsbeschluss vom 5. April 2000 ist die kulturelle Nutzung des Alten Hofes als wichtiger Bestandteil gefordert«, betont Wolfgang Czisch vom Münchner Forum. Bisher seien kulturelle Institutionen allerdings nur im staatlichen Teil vorgesehen. »Und dabei ist es fraglich, ob diese Einrichtungen für die geforderte kulturelle Belebung sorgen«, argwöhnt Czisch. Es handele sich nämlich vorwiegend um Büro- und Verwaltungsnutzungen.

Das MPZ hingegen würde im Alten Hof unter anderem ein Studio einrichten, wo sich Kinder nach den Führungen gleich selbst als Städtebauer betätigen könnten. »Und für historische Stadtfeste im Burghof könnte das MPZ dann besondere Aktionen beisteuern«, spinnt BA-Chef Wolfgang Püschel (SPD) den Faden weiter.

Derzeit ist das MPZ in der Neuen Pinakothek untergebracht. »Dort sind wir allerdings in den letzten zehn Jahren viermal umgezogen«, berichtet Brigitte M. Schuchard, die Leiterin der Abteilung Stadtgeschichte. Der Platz werde immer knapper, da die Pinakothek selbst immer mehr Räume benötige. Rund 1.200 Quadratmeter bräuchte das MPZ, um sich angemessen einrichten zu können. Im Investorenteil des Alten Hofes, entlang der Sparkassenstraße, stünde jedoch nur etwa die Hälfte der Fläche zur Verfügung. Daher schlagen Münchner Forum und BA 1 nun vor, die andere Hälfte im staatlichen Teil anzusiedeln. »Dadurch ergäbe sich auch eine inhaltliche Verklammerung des staatlichen und des Investorenteils, wie wir sie im Sinne der Einheit des Altes Hofes immer gefordert haben«, erklärt Püschel.

Der Investor sei »nicht abgeneigt« gegenüber diesem Nutzungsvorschlag, und auch Finanzminister Kurt Faltlhauser habe mehrfach betont »für gute Vorschläge immer offen zu sein«, so Czisch. Nun liege es beim Stadtrat, die Weichen für einen zwingend erforderlichen Flächennutzungsplan zu stellen. Die Schüler der Grundschule am Bayernplatz könnten den Politikern unter die Arme greifen, denn sie haben ziemlich genaue Vorstellungen, wie die künftige Nutzung des Alten Hofes aussehen soll: »Ein bisschen renovieren, Fenster putzen und dann ein ´Herzogsmuseum´ hier einrichten!« rme

Artikel vom 24.07.2003
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